Pro Jahr würde bei einem Gastrorauchverbot beziehungsweise bei einer rauchfreien Gastronomie die Zahl der Spitalsaufnahmen bei den bis zu 14-Jährigen durch Infektionen der unteren Atemwege exklusive von Lungenentzündungen um 18,5 Prozent zurückgehen.

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Wien/Graz – Neue wissenschaftliche Indizien weisen auf einen hohen Nutzen eines generellen Gastrorauchverbots hin. Grazer Wissenschafter haben errechnet, dass ein solcher Rauchbann pro Jahr in Österreich rund 1.500 Spitalsaufenthalte in der Altersgruppe bis 14 Jahren verhindern würde.

"Es geht um viele vermeidbare Erkrankungen. Wenn Erwachsene in Innenräumen rauchen, dann zahlen auch Kinder den Preis dafür", sagte Waltraud Posch von der Fachstelle für Suchtprävention (VIVID) in Graz. "Wenn man weiß, wie viele Kinder aufgrund von Passivrauch schwer krank werden, dann muss man handeln. Rauchen in Lokalen schädigt unsere Kinder und Jugendlichen", sagte Florian Stigler, Allgemeinmediziner und Gesundheitswissenschafter der Public Health School der Medizinischen Universität Graz (Med-Uni Graz).

Christoph Kotanko ("Oberösterreichische Nachrichten") und Hans Rauscher ("Der Standard") diskutieren die politischen Dimensionen des Rauchverbot-Volksbegehrens.
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Spitalsaufnahmen aufgrund von Atemwegsproblemen

Die Experten führten in Projektpartnerschaft mit der Fachhochschule Joanneum (Gesundheitsmanagement im Tourismus), der Stadt Graz und dem Land Steiermark mit Unterstützung der Gesundheit Österreich GmbH (Gesundheitsfolgenabschätzung-Support-Unit) auch eine Abschätzung durch, wie viele Spitalsaufnahmen aufgrund von Atemwegsproblemen eine rauchfreie Gastronomie in Österreich bei den bis zu 14-Jährigen verhindern würde. Das nennt man Gesundheitsfolgenabschätzung.

"Gesundheitsfolgenabschätzung (GFA) ist ein hilfreiches Instrument zur frühzeitigen Abschätzung der positiven wie auch negativen gesundheitlichen Auswirkungen von politischen Maßnahmen in verschiedensten Sektoren. Damit bereits in der Planungsphase von politischen Vorhaben Rücksicht auf deren potenzielle Auswirkungen auf die Gesundheit der Bevölkerung genommen werden kann", heißt es dazu auf der Homepage des Gesundheitsministeriums. Dazu gehören auch die Auswirkungen von Gesetzen. Die schwarz-blaue Regierung will das ehemals von der ÖVP mitbeschlossene Gastrorauchverbot kippen.

Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres fordert von der türkis-blauen Regierung auch eine Volksabstimmung über ein mögliches Rauchverbot.
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Weniger Atemwegsinfektionen

Das haben die Grazer Experten errechnet: Pro Jahr würde bei einem Gastrorauchverbot beziehungsweise bei einer rauchfreien Gastronomie die Zahl der Spitalsaufnahmen bei den bis zu 14-Jährigen durch Infektionen der unteren Atemwege exklusive von Lungenentzündungen um 18,5 Prozent oder um 1.038 Fälle (von mehr als 5.000) zurückgehen. Prozentuell (minus 18,5 Prozent) genauso stark würden die Spitalsaufnahmen wegen Lungenentzündungen zurückgehen. Bei den Frühgeburten gäbe es eine verringerte Spitalsaufnahmerate um 3,8 Prozent (minus 181 stationäre Aufnahmen) und bei Asthma eine um 9,8 Prozent verringerte Aufnahmerate (minus 73 Fälle).

Für die gesundheitlichen Vorteile einer rauchfreien Gastronomie gibt es laut den Experten hauptsächlich zwei Erklärungen. Einerseits werde die Belastung durch Passivrauch in Lokalen für alle Gäste reduziert, daher auch für Kinder, Jugendliche und Schwangere. Andererseits ging in Staaten, die eine rauchfreie Gastronomie einführten, auch die Zahl der Raucher zurück. "Das erklärt sich vor allem dadurch, dass Jugendliche seltener die Gelegenheit haben, mit dem Rauchen zu beginnen, und Raucher es leichter haben, mit dem Rauchen aufzuhören", sagte Stigler. Die Forscher seien sich darüber einig, dass die Einführung der rauchfreien Gastronomie die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Österreich nachhaltig verbessern würde. (APA, 20.2.2018)