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Verschollen: Auf die karibische Insel Dominica führt die Spur der Bitcoin-Transfers rund um Optioment. Und endet vorerst dort.

Foto: AP / Kavitha Surana

Wien – Mit rund 100 Millionen Euro bezifferte die Landespolizeidirektion Wien kürzlich den Schaden im mutmaßlichen Pyramidenspiel des Bitcoin-Portals Optioment. Vor allem für die Geschädigten stellt sich die Frage: Wo ist das Geld?

Antwort gibt es darauf noch keine, doch die Spuren führen in die Karibik. "Wir haben mit unterschiedlichen Trackern viele Bitcoin-Zahlungsflüsse im Fall von Optioment verfolgt. Diese enden bei einer Firma namens Gourl.io, einem Zahlungsdienstleister für Kryptowährungen mit Sitz auf der karibischen Insel Dominica", sagt Johannes Grill, Vorstand des Vereins Bitcoin Austria. Was Gourl.io mit dem eingegangen Geld gemacht habe, sei nicht mehr einsehbar.

Schnittstelle zu "echtem" Geld

Derartige Zahlungsdienstleister kommen ins Spiel, wenn beispielsweise Onlinehändler Kryptozahlungen akzeptieren möchten, die technische Abwicklung aber auslagern wollen. Gourl.io wird sozusagen zur Schnittstelle, wo sich kryptografisches und herkömmliches Geld trifft. Die Betreiber von Gourl.io müssen wissen, an wen die Zahlungen geflossen sind. Diese Informationen zu bekommen, gestaltet sich in der Regel aber als äußerst schwierig – nicht zuletzt wegen des Firmensitzes außerhalb der EU. Ohne einen Whistleblower – jemand, der interne Informationen preisgibt – habe man kaum eine Chance, meint ein Szenekenner.

Alle Vorgänge auf der Blockchain, jener dezentralen und vernetzenden Technologie auf der Kryptowährungen basieren, sind öffentlich einsehbar. Jeder Zahlungsfluss von einem sogenannten Wallet zu einem anderen lässt sich verfolgen. Einzig wer hinter den Walletadressen steht, bleibt unbekannt. Betrüger profitieren klarerweise von dieser sogenannten Pseudonymität.

Ein Wallet ist eine für alle gängigen Computer, Smartphones und Betriebssysteme verfügbare Software – vergleichbar mit einer digitalen Geldbörse. Eine Walletadresse besteht aus einer komplexen Kombination aus Groß- und Kleinbuchstaben sowie Zahlen. Ein Wallet ist notwendig, um überhaupt Transaktionen mit Kryptogeld durchführen zu können. Digitalen Geldbörsen sind kostenlos und lassen sich unbegrenzt "reproduzieren".

Das vermeintlich verlorene Geld von den Optioment-Anlegern landete auf Wallets bei Gourl.io. Es ist nun die Aufgabe der Behörden herauszufinden, wer hinter diesen Wallets steckt und wo das Geld hingeflossen ist. Wenngleich die Erfolgsaussichten mager sind.

Behörden gefordert

Wie die Abläufe oder die Erfolgsaussichten in derartigen Ermittlungen generell aussehen, war bei den heimischen Behörden nicht in Erfahrung zu bringen. Mit der Anfrage kam der STANDARD von der Landespolizeidirektion (LPD) Wien zum Bundeskriminalamt – wurde von dort zur Staatsanwaltschaft, weiter zum Landeskriminalamt Steiermark und wieder zurück zur LPD in Wien. Laut Staatsanwaltschaft gab es zum vorliegenden Fall Optioment aus ermittlungstechnischen Gründen keine weiteren Auskünfte als Ende vergangener Woche. (Andreas Danzer, 20.2.2018)