Bekannt wurde Jamie Oliver auch als Aktivist für gesündere Ernährung. Damit machte er sich in den USA nicht nur Freunde.

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Wien/London – In dem Restaurant Jamie's Italian in der Wiener Innenstadt lächelt einem das Gesicht von Jamie Oliver von jeder Ecke entgegen: Von den Titelbildern der Kochbücher, die am Eingang aufgestellt sind, sowie von den dutzenden Bildern von ihm, die an den Wänden hängen. Mittlerweile dürfte dem britischen Starkoch das Lachen vergangen sein: Vor kurzem bestätigte das Unternehmen, dass man zwölf der 37 Jamie's-Italian-Restaurants in Großbritannien schließen werde.

Laut Medienberichten sitze die Kette auf einem Schuldenberg von 71 Millionen Britischen Pfund (81 Millionen Euro). Davon würden 30,2 Millionen Pfund auf ausständige Kredite, 41,3 Millionen Pfund auf fehlende Rückzahlungen bei Vermietern, sowie 2,2 Millionen Pfund auf ausständige Gehälter entfallen.

"Das Unternehmen hat mit seinen Gläubigern einen Restrukturierungsplan vereinbart, um die Mieten zu senken und die Restaurants neu zu strukturieren", sagt Zoltán Roy Zsidai, der Jamie Oliver Restaurants in Ungarn und Österreich betreibt, zum STANDARD. Laut seinen Angaben seien die Zahlen verfälscht: 47 Millionen Pfund schulde das Unternehmen der Bank und Jamie Oliver Firmen, der Rest seien Ausgaben nach "business as usual".

In Österreich werde es keine Schließungen geben, sagt Alexandra Seyer von Jamie's Italian Austria. Man sei als Franchise-Betrieb von den Partnern in Großbritannien finanziell unabhängig. Insgesamt gibt es in Österreich zwei Jamie's Italian Restaurants, das eine in der Wiener Innenstadt, das andere am Flughafen Schwechat. Jenes in der Innenstadt wurde im Herbst vergangenen Jahres von dem Gastronomen Zoltán Roy Zsidai im Namen Jamie Olivers eröffnet. Im Vergleich zu Großbritannien habe man in Österreich und Ungarn andere Konzepte ausprobiert und sei einer weniger starken Konkurrenz ausgesetzt, so Zsidai.

Konkurrenz und hohe Miete

Genau diese Probleme scheinen Oliver in Großbritannien zu schaffen zu machen: 2008 eröffnete Oliver sein erstes Restaurant in Großbritannien und weitete die Kette rasant aus. 2016 waren die Ableger des Restaurants bereits in mehr als zwanzig Ländern vertreten und erzielten allein in Großbritannien einen Umsatz von 113 Millionen Pfund. Anfang 2017 stand die Kette dann kurz vor dem Bankrott und schrieb Verluste in Millionenhöhe. Sechs Filialen in Großbritannien mussten daraufhin geschlossen werden.

Im Unternehmen führte man diese Entwicklung auf eine härtere Konkurrenz und steigende Kosten zurück. Durch den Brexit habe das Pfund an Wert verloren, wodurch sich Lieferungen aus Italien verteuert hätten. Von Insidern heißt es, dass zu wenig investiert wurde, die Menüs zu teuer und die Standorte schlecht gewählt wurden – noch im Dezember hatte Jamie Oliver drei Millionen Pfund aus eigener Tasche in die Restaurant-Kette gesteckt.

Zuletzt kam auch ein Aufreger rund um einen Fleischlieferanten hinzu, der die Jamie Oliver Restaurantkette beliefert hatte, und bei dem Hygieneverstöße festgestellt wurden. Bei den Oliver-Restaurants habe man die Fleischgerichte sofort von der Karte genommen und den Lieferanten gewechselt.

Auch wenn es bei Jamie's Italian nicht gut zu laufen scheint, kann Oliver noch auf genügend andere Ressourcen zurückgreifen. Dem 42-jährigen Koch, der 1999 mit der Fernsehshow "The Naked Chef" zum Star wurde, gehören auch noch die Jamie Oliver Holdings, die für seinen Medienauftritt verantwortlich ist und die Jamie Oliver Licensing, die seinen Markennamen verkauft. Beide zusammengenommen erwirtschafteten 2016 einen Gewinn von mehr als zwölf Millionen Pfund. Zudem hält der Brite zusammen mit seiner Frau ein Vermögen von rund 150 Millionen Pfund. (jp, 20.2.2018)