Ex-Justizminister Wolfgang Brandstetter ist der neue Präsident des Filmarchivs Austria.

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Wien – Ex-Justizminister Wolfgang Brandstetter ist der neue Präsident des Filmarchiv Austria. Der 60-Jährige, bis Dezember für die ÖVP auch Vizekanzler in der rot-schwarzen Regierung, hat die Nachfolge von Hans Peter Blechinger als Vorstandspräsident angetreten. Dieser hatte die Position 22 Jahre inne. Brandstetters erstes Ziel ist, das lang diskutierte Film Preservation Center aus der Taufe zu heben.

"Wir hatten in der Vergangenheit vielleicht nicht das notwendige Lobbying", freute sich auch Archiv-Direktor Ernst Kieninger gegenüber der APA über die von ihm initiierte Neubestellung. Nicht zuletzt soll der Jurist, der als Privatperson dem Haus seit Jahren verbunden ist, so etwas wie das Gesicht des Filmarchivs werden: "Wolfgang Brandstetter wird stärker in der Öffentlichkeit präsent sein als sein Vorgänger."

Thematisch will man sich zunächst auf das bereits seit 2015 diskutierte Film Preservation Center in Laxenburg konzentrieren, das Depotflächen und die Strukturen eines Kopierwerkes für analoge Filme bereithalten soll. "Das ist jetzt das vordringlichste Projekt", unterstrich Brandstetter im APA-Gespräch. "Wir haben für ein Binnenland in der letzten Zeit schon viele Leuchtturmprojekte ausgerufen", konstatierte der Ex-Minister.

Nachhaltiges Konzept

Das Preservation Center sei aber tatsächlich eines der bedeutendsten. Er habe deshalb darauf gedrängt, durchaus groß zu denken und beim Konzept den prognostizierten Platzbedarf der Zukunft miteinzuberechnen: "Es soll nachhaltig sein für die kommenden Jahrzehnte."

"Es ist überfällig, dass wir das auf den Weg bringen", pflichtete auch Kieninger bei, stoße man doch nicht zuletzt bei den Archivkapazitäten an die Grenzen. Die Kooperation hierfür mit dem neuen Filmmuseumschef Michael Loebenstein und dem ORF sei außerordentlich gedeihlich. Beim Budget sehe man nun rund drei Millionen Euro vor, bezifferte der Filmarchiv-Direktor das Vorhaben. Man befolge wie in den vergangenen Jahren auf die Technik bezogen das Motto "Keep it simple" und setze auf nachhaltige Passivbauweise.

Damit könne man im internationalen Vergleich zu unschlagbaren Kosten bauen. Insofern sei er zuversichtlich, die politisch Verantwortlichen im Bund und in Niederösterreich von der Notwendigkeit überzeugen zu können, so Brandstetter optimistisch: "Ich bin überzeugt, wir werden die notwendige Unterstützung bekommen." Gerade im Erinnerungs- und Gedenkjahr 2018 müsste das gelingen.

Für ihn persönlich sei seine neue Position, für die er nun zunächst auf vier Jahre bestellt ist, jedenfalls ein absoluter Glücksfall. "Was hier an Projekten vorhanden ist, ist fantastisch", freute sich der 60-Jährige. Die Institution sei für das Österreich-Bewusstsein von enormer Bedeutung und auch für den Bildungsbereich von unschätzbarem Wert. "Aber das Filmarchiv ist bisher unterschätzt worden", stellte der einstige Minister klar: "Wir haben hier noch Luft nach oben." (APA, 19.2.2018)