Das wohl Schrecklichste und Tragischste auf dieser Welt ist es, sein Kind zu verlieren. Das ist ein Risiko, mit dem Eltern in Amerika leben müssen. Leben mit der Erwartung, das Kind könnte in der Früh fröhlich mit dem Schulrucksack auf der Schulter die Tür hinter sich zuwerfen und niemals mehr wiederkehren.

Amerikanische Eltern leben mit der täglichen Möglichkeit, eine SMS mit dem Wortlaut "Es wird in der Schule geschossen. Ich hab Angst" zu erhalten und antworten zu müssen: "Leg dich auf den Boden und tu so, als wärest du tot." Mit der Option auf banges Warten, ob das Kind es aus der Schule hinausgeschafft hat, ob es mit geschlossenen Augen an den Leichen der Schulfreunde vorbeigeführt worden ist. Mit dem Leben danach. Mit Trauer oder mit posttraumatischer Belastungsstörung oder mit beidem.

Die Eltern in Amerika leben in keinem Kriegsgebiet. Aber in einem Land, in dem der Waffenbesitz gewünscht und gefördert wird. Die Massaker an amerikanischen Schulen und Universitäten steigen exponentiell an. Eine Änderung dieses Trends ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: Unter Präsident Trump wurde der Zugang für psychisch erkrankte Personen wieder einfacher. "Ich will euer verdammtes Mitgefühl nicht", schreibt der Vater eines in Parkland getöteten Kindes auf Social Media. "Warum glaubt ihr, euer Kind würde nicht das nächste sein? Ich will, dass ihr aufhört, Waffennarrenpolitiker zu wählen." (Julya Rabinowich, 19.2.2018)