Rapids Trainer Goran Djuricin ist mit der Lage gar nicht zufrieden

Foto: APA/Punz

Wien – Rapid erfüllt immerhin die Mindestanforderungen, die an einen Fußballverein, der den Anspruch hat, irgendwie Kult zu sein, gestellt werden dürfen, können oder müssen: Die Spieler halten 90 Minuten durch, kriechen in der Rapid-Viertelstunde nicht hechelnd übers Feld. Also brachte das 1:1 gegen Sturm Graz Trainer Goran Djuricin die Erkenntnis: "Körperlich sind wir gut."

Dabei verfinsterte sich seine Miene, über Selbstverständliches wollte er diesmal nicht parlieren: "So wenige Chancen haben wir noch nie kreiert, das tut mir weh, darüber müssen wir reden. Wir haben keine Geduld, zu wenig Dynamik, kommen nicht in die Box, machen Fehler, agieren unklug." Djuricin gestand einen kapitalen Fehlstart ins Frühjahr ein, zwei Punkte aus drei Partien sind "viel zu wenig". Zweieinhalb Stunden nach Abpfiff hatte die Admira die Hütteldorfer auf Platz vier verdrängt. Aufsteiger LASK ist punktegleich Fünfter, am Samstag kommen die Linzer auf Besuch, ein knisterndes Duell im Mittelfeld. Djuricin: "Die Liga ist ausgeglichen, kein Spaziergang. Eine ganz normale Situation, dass von unten Druck kommt."

Rapids Ansprüche sind derzeit im Sinkflug, man fährt fast schneller als Marcel Hirscher bergab. Wobei der Trainer Selbstkritik dem Selbstmitleid vorzog, er lehnte es ab, den Ausfall der Stützen Stefan Schwab und Louis Schaub zu thematisieren. "Das müssen wir kompensieren können." Konnten sie gegen Sturm nicht.

Keine Beschwerde

Thanos Petsos und Veton Berisha, das sind nur zwei Beispiele, imponierten durch Patzer, Petsos wurde kurz vor der Pause durch ein brutales Foul an Sandi Lovric auffällig. Djuricin hätte sich über eine Rote Karte "nicht beschwert". Kollege Heiko Vogel auch nicht.

Bei Rapid rumort es. Die Fans vom Block West waren zuletzt extrem erlebnisorientiert, dem Klub wurde eine Teilsperre des Stadions und eine Pönale von 100.000 Euro aufgebrummt. Diesmal kam es zu keinen Tumulten, auch homophobe Spruchbänder blieben aus, man hielt sich an den Medien und der Gesellschaft schadlos. "Anstatt vor den Medien und der Gesellschaft zu kapitulieren, solltet ihr das Ende des sportliche Stillstands forcieren." Der zweite Teil ist ein zumindest nicht unvernünftiger Denkansatz.

Sturm scheint sich derweil gefangen zu haben. Grippebedingt ging der halben Mannschaft zwar in den letzten 20 Minuten der Saft aus, Vogel "tolerierte den Ballbesitz von Rapid". Es waren 62 eher sinnlose Prozent, nur Boli Bolingolis Ausgleich per Weitschuss in der 88. Minute hatte damit zu tun.

Die Zukunft von Djuricin bleibt ungewiss. Sportvorstand Fredy Bickel wird sich hüten, zum jetzigen Zeitpunkt Vertragsverlängerungsgespräche zu führen. Djuricin sagte: "Ich arbeite hart. Denn die Fleißigsten setzen sich im Wesentlichen durch." (Christian Hackl, 18.2.2018)