Nach dem ersten Durchgang hatte Marcel Hirscher 63 Hundertstel Vorsprung.

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Auch der zweite Lauf brachte das bekannte Bild.

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Es ist vollbracht.

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Zweimal Gold, aber Hirschers Mission ist noch nicht beendet.

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Die drei Schnellsten des Tages: Henrik Kristoffersen, Marcel Hirscher und Alexis Pinturault.

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Yongpyong – Österreichs Ski-Star Marcel Hirscher ist Doppel-Olympiasieger der Winterspiele von Pyeongchang. Fünf Tage nach seinem Erfolg in der alpinen Kombination triumphierte der Salzburger am Sonntag auch im Riesentorlauf. Der Halbzeit-Leader gewann 1,27 Sekunden vor dem Norweger Henrik Kristoffersen, Bronze ging an den Franzosen Alexis Pinturault (+1,31). Es ist die 10. ÖOC-Medaille bei diesen Spielen.

Die Basis für seinen Sieg hatte Hirscher im ersten Lauf gelegt. Auf einem sehr gerade gesteckten Kurs, mit dem viele Fahrer ihre Schwierigkeiten hatten, fuhr der sechsfache Gesamtweltcupsieger scheinbar mühelos einen Vorsprung von 63/100 Sekunden Vorsprung auf Pinturault heraus. Weitere 3/100 zurück war Leif-Kristian Nestvold-Haugen Dritter, der Norweger fiel letztlich aber noch auf Rang acht zurück (+2,19). Der viertplatzierte Südtiroler Riccardo Tonetti (0,75) fiel im zweiten Lauf aus.

Hirscher souverän

Hirscher aber verwaltete den Vorsprung von 1,31 Sekunden auf Kristoffersen perfekt und büßte in Durchgang zwei nur vier Hundertstel auf den Norsker ein. Beim Jubel nach der Zieleinfahrt merkte man dann auch, dass ihm dieses Gold vielleicht noch mehr bedeutet als jenes in der Kombination. Die Tribünen waren auch deutlich besser gefüllt. "Es war sicher nicht so einfach", meinte Hirscher. "Ich habe aber runtergedrückt das Gerät. Ich habe gewusst, es ist Alles oder Nichts."

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Skifahren, abschwingen, Olympiasieg: Ein Arbeitstag Marke Marcel Hirscher.
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ÖSV-Herren-Cheftrainer Andreas Puelacher war von der Leistung seines Topmanns einmal mehr beeindruckt. "Er befindet sich in einer beneidenswerten Form und spielt das immer wieder aus. Er findet immer die Abstimmung", sagte der Coach. "Man kann ihm nur gratulieren. Er hat wieder einmal zum richtigen Zeitpunkt alles ausgepackt." Auch die Konkurrenz zog den Hut. Kristoffersen: "Marcel ist unschlagbar im Moment im Riesentorlauf. Wir andere kämpfen nur um Silber und Bronze."

Kristoffersen schnell

Kristoffersen schaffte von Halbzeitrang zehn aus mit Laufbestzeit in der Entscheidung noch den Sprung auf das Podest, Pinturault distanzierte er um 4/100. Es ist seine zweite Olympia-Medaille nach Slalom-Bronze 2014 in Sotschi. "Vielleicht ist das mein schönster zweiter Platz", meinte der 23-Jährige. Für Pinturault ist es die zweite Medaille bei diesen Spielen nach Silber in der Kombination: "Zwei Medaillen ist eine große Sache für mich. Große Gratulation an Marcel Hirscher."

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Stefan Brennsteiner stürzte und verletzte sich dabei schwer.
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Die übrigen drei Österreicher schieden aus. Als einziger außer Hirscher erreichte Stefan Brennsteiner den zweiten Durchgang, von Zwischenrang 14 aus schied der Salzburger nach engagierter Fahrt und guter Zwischenstart aber aus. Der 26-Jährige wurde mit Schmerzen im Knie zur MRI-Untersuchung ins Krankenhaus gebracht. Puelacher befürchtete Schlimmes: "Stefan hat eine Knieverletzung. So wie es ausschaut, wird wahrscheinlich das Kreuzband gerissen sein."

Österreicher ausgefallen

Schon im ersten Lauf hatte es im oberen Teil den danach nicht für den Slalom berücksichtigten Vorarlberger Christian Hirschbühl sowie im letzten Tor Manuel Feller erwischt. Der Tiroler rutschte noch über die Ziellinie, wurde disqualifiziert und klagte danach über Nacken- und Schulterschmerzen. Der Fieberbrunner war aber zuversichtlich, am Donnerstag im Slalom antreten zu können. "Es ist jetzt nicht so fein, aber ich glaube, übertrieben viel ist nicht passiert", erklärte der 25-Jährige.

Hirschers Gold bedeutet Österreichs 19. Olympia-Medaille in olympischen Alpin-Riesentorläufen, die erste seit Gold und Bronze durch Benjamin Raich bzw. Hermann Maier 2006 in Turin. Titel hatten vor Hirscher außer Raich auch Toni Sailer 1956 in Cortina d'Ampezzo, Maier 1998 in Nagano und Stephan Eberharter 2002 in Salt Lake City geholt. In Pyeongchang 2018 hält die rot-weiß-rote Alpin-Abteilung nach sieben von elf Entscheidungen bei dreimal Gold und einmal Silber. (APA, 18.2.2018)

Reaktionen:

Marcel Hirscher (Olympiasieger): "Es war sicher nicht so einfach. Am Start bin ich ein bisschen gestrauchelt, hatte ein paar Linienfehler. Ich habe aber runtergedrückt das Gerät. Ich habe gewusst, es ist Alles oder Nichts. Der Saft geht mir langsam schon aus. Es kostet sehr viel Kraft, die Spannung aufrecht zu erhalten. Ich bin gespannt, ob es für den Slalom noch reicht. Aber heute habe ich den Saft noch einmal gehabt."

Henrik Kristoffersen (Silber): "Es ist mein vielleicht schönster zweiter Platz. Es war wirklich gut. Marcel ist unschlagbar im Moment im Riesentorlauf. Ich kämpfe, vielleicht können wir in ein oder zwei Jahren zusammen kämpfen im Riesentorlauf. Wir andere kämpfen nur um Silber und Bronze. Ich bin sehr zufrieden. Der erste Lauf war nicht gut, ich war ein bisschen verärgert. Der zweite war ein bisschen mehr eckig, das war für mich besser. Jetzt kann ich im Slalom noch Vollgas fahren. Ich hoffe auf einen schönen Kampf. Ich habe sicher noch ein-, zweimal Olympia. Für ihn (Hirscher, Anm.) sind es sicher seine letzten."

Alexis Pinturault (Bronze): "Es ist wirklich hart für mich, auf das Podium zu kommen. Ich muss sehr andrücken. Das ist der Grund, warum ich so viele Fehler gemacht habe, aber auch der Grund, warum ich auf das Podest gekommen bin. Ich habe nicht gewusst, dass Henrik so gut gefahren ist, aber ich habe es erwartet. Zwei Medaillen ist eine große Sache für mich. Große Gratulation an Marcel Hirscher. Er ist auch im Slalom der große Favorit. Er hat es sich verdient."

Ted Ligety (15.): "Ich bin zu konservativ gefahren, für das, was es hier braucht. Schade, dass ich an so einem Tag einen schlechten Tag habe. Ich habe gespürt, dass da weit mehr geht, aber auch im zweiten Lauf war es nicht das, was ich drauf habe."

Andreas Puelacher (ÖSV-Cheftrainer Herren): "Er (Hirscher, Anm.) befindet sich in einer beneidenswerten Form und spielt das immer wieder auf. Er findet immer die Abstimmung. Man kann ihm nur gratulieren. Er hat wieder einmal zum richtigen Zeitpunkt alles ausgepackt. Stefan (Brennsteiner, Anm.) hat eine Knieverletzung. So wie es ausschaut, wird wahrscheinlich das Kreuzband gerissen sein."

Ergebnisse:

1. Marcel Hirscher (AUT) 2:18,04 Min.
2. Henrik Kristoffersen (NOR) +1,27 Sek.
3. Alexis Pinturault (FRA) 1,31
4. Zan Kranjec (SLO) 1,73
5. Thomas Fanara (FRA) 1,79
6. Victor Muffat-Jeandet (FRA) 1,81
7. Mathieu Faivre (FRA) 1,95
8. Leif Kristian Nestvold-Haugen (NOR) 2,19
9. Loic Meillard (SUI) 2,41
10. Matts Olsson (SWE) 2,66
11. Erik Read (CAN) 2,70
11. Ryan Cochran-Siegle (USA) 2,70
13. Manfred Mölgg (ITA) 3,00
14. Florian Eisath (ITA) 3,14
15. Ted Ligety (USA) 3,21
15. Gino Caviezel (SUI) 3,21

Ausgeschieden im 1. Durchgang u.a.:
Christian Hirschbühl (AUT), Tim Jitloff (USA), Aleksander Aamodt Kilde (NOR), Alexander Schmid (GER), Kjetil Jansrud (NOR), Justin Murisier (SUI)

Ausgeschieden im 2. Durchgang u.a.:
Stefan Brennsteiner (AUT), Andreas Zampa (SVK), Riccardo Tonetti (ITA)

Disqualifiziert im 1. Durchgang:
Manuel Feller (AUT), Luca de Aliprandini (ITA)