"Uns Antisemitismus vorzuwerfen, ist eine rein parteipolitische Motivation", meinte Vilimsky.

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Wien – FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky kann die Vorwürfe des Antisemitismus und die anhaltende Ablehnung von IKG-Präsident Oskar Deutsch gegenüber der FPÖ nicht nachvollziehen. "Ich kann nur mit Unverständnis darauf reagieren, weil wir sehr viele Kontakte zu jüdischen Mitbürgern habe, die sich sehr positiv gestalten", sagte der Freiheitliche zur APA.

"Uns Antisemitismus vorzuwerfen, ist eine rein parteipolitische Motivation", meinte Vilimsky. Der Vorwurf entbehre "jeglicher faktischen Grundlage". Auch die von Deutsch angesprochenen "14 braunen Vorfälle" seit der Regierungsbildung versteht der Generalsekretär nicht: "Mir ist kein einziger bekannt", eventuell meine Deutsch die Causa Landbauer – diese habe aber "mit der Partei nichts zu tun", sagte Vilimsky. Die FPÖ würde bei antisemitischen Vorfällen "rasch die Konsequenzen ziehen", betonte er.

Dass Deutsch weiterhin Holocaust-Gedenkveranstaltungen mit FPÖ-Beteiligung fernbleiben will, bedauerte Vilimsky neuerlich: "Wir halten unsere Tore offen zur IKG. Wir sehen uns mit der Situation konfrontiert, dass Deutsch da blockiert. Aber nichtsdestotrotz sind Kontakte zu jüdischen Mitbürgern vorhanden und gut – auch auf internationaler Ebene", so Vilimsky.

Feingold offen für Schwarz-Blau

Der älteste Holocaustüberlebende Österreichs und Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Salzburg, Marko Feingold, hat sich unterdessen in einem Interview mit dem deutschen Nachrichtenmagazin "Stern" durchaus offen für die schwarz-blaue Regierung gezeigt: Er wünsche sich, seinen 105. Geburtstag mit Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und Vizekanzler Heinz-Christian Strache zu feiern, bestätigte er auf eine entsprechende Frage: "Ja, weil ich glaube, ich kann auf sie einwirken. Der Strache hat schon halb zugesagt."

Persönlich habe er die antisemitischeren Politiker in der SPÖ erlebt, etwa Karl Renner. In den 1950er-Jahren habe er selbst Antisemitismus in der SPÖ erfahren, "seitdem war ich raus aus der Partei", sagte Feingold. Erst seit kurzem sei er wieder als "Ehrenmitglied" Teil der SPÖ. Von Kurz halte er "sehr viel", meinte Feingold. "Ich habe immer den Eindruck gehabt, er will sich nicht bloß sympathisch machen, sondern geht wirklich aus Überzeugung auf Juden zu."

Zwischen dem Europa der Dreißigerjahre und jenem von heute sieht Feingold keine Parallelen: "Gar nicht. Der Antisemitismus ist immer geblieben. Eine Zeit lang hatten wir Ruhe, jetzt ist er wieder massiv da. Aber Anhänger von Diktaturen sind selten geworden. Leute wie Le Pen oder Orban sind keine Judenfreunde, aber sie sind etwas ganz anderes, als die Nazis waren." Nicht verstehen könne er aber etwa, dass die Europäische Union Gelder nach Palästina schickt, "obwohl dort nachweislich in Schulen gelehrt wird, dass man die Juden umzubringen hat". (APA, 17.2.2018)