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In dieser Runde ist das Film-Schweinchen namens Babe nicht vertreten. Hier handelt es sich Vertreter und Vertreterinnen des so genannten "Dänischen Protestschweines" – eine seltene Rasse, wie es heißt.

Foto: APA/dpa/Philipp Schulze

"Eigentlich wollten wir ja aus Algen Biodiesel herstellen", sagt Ute Petritsch und stellt eine Flasche mit grüner Flüssigkeit auf den Tisch. Herausgekommen ist ein Erfrischungsgetränk namens Helga, ein Kofferwort aus "healthy" und "algae" – gesunde Alge. Dieses versucht Petritsch auf der Biofachmesse in Nürnberg Händlern aus aller Welt schmackhaft zu machen.

Das Unternehmen aus Niederösterreich dürfte damit den Nerv der Zeit treffen: Sogenannte Superfoods, also Lebensmittel, die Konsumenten Gesundheit, Schönheit und Vitalität versprechen, sind auf der Fachmesse besonders häufig zu finden. Neben Quinoa-Shakes werden Goji-Flakes und Chia-Sprossen zum Selbstziehen angeboten. Auch Fastfood und Fertiggerichte in Bioqualität gewinnen an Bedeutung.

Von Thailand bis Äthiopien

Bio hat sich längst von verbeultem Gemüse und Dinkelflocken wegbewegt. Der Sektor erwirtschaftet weltweit einen Umsatz von gut 80 Milliarden Euro pro Jahr. Regionalität scheint dabei in den Hintergrund zu rücken: Bei der Messe stellen 93 Nationen Produkte vor – von thailändischen Gewürzen bis äthiopischer Honig. Dennoch zieren lächelnde Landwirte auf saftigen Wiesen die Stände der Aussteller. "Natürlich wird eine Idylle vorgegaukelt", sagt Norbert Ullrich, der auf dem Wiener Spittelberg einen Naturkostladen betreibt. Biolandwirtschaft hätte kaum etwas mit Bildern aus dem Film Ein Schweinchen namens Babe zu tun: "An einer Biohendlzucht mit 3000 Tieren ist nichts idyllisch."

Eine weitläufigere Umstellung auf Bioproduktion würde Ullrich dennoch begrüßen: "Wenn sich alle bio ernähren wollen, geht das aber ohne die Großen nicht." Damit meint er Handelsketten, die zusehends mit eigenen Produktlinien auf den Ökozug aufspringen. Dort werden jedoch wieder einheitliche Normen verlangt, erzählt Ullrich. Tomaten dürften beispielsweise einen gewissen Reifegrad nicht überschreiten.

Steigende Nachfrage

Die steigende Nachfrage nach ökologisch produzierten Lebensmitteln zeigt sich auch in der Statistik: In den vergangenen Jahren sind täglich durchschnittlich sieben Betriebe auf ökologische Bewirtschaftung umgestiegen, sagt Bio-Austria-Obfrau Gertraud Grabmann. Jeden Tag wächst die Bioanbaufläche in Österreich um 300 Fußballfelder. Mit einem Flächenanteil von knapp 24 Prozent befindet sich Österreich damit innerhalb der EU an erster Stelle und weltweit auf Platz vier.

"Das ist noch nicht das Ende der Fahnenstange", sagt Biopionier Johannes Gutmann. Der Sonnentor-Geschäftsführer ist überzeugt, dass es im Biosektor noch viel Spielraum gibt. "1990 gab es in Österreich 15 Bioläden, heute sind es mehr als 200." Hinsichtlich eines weiteren Ausbaus sei nun die Politik am Zug. "In der Landwirtschaft braucht es Prämien für Arbeitsplätze, nicht für Flächen", sagt Gutmann. Dazu müsse das Fördersystem überdacht werden, und Bauern, die Arbeitsplätze schaffen, dürften nicht "gewerblich niedergeknüppelt" werden.

Laut Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger soll das künftig auch geschehen. Sie will "den Speck", der sich in der Bürokratie angesammelt hat, zurückschneiden. Das bedeute auch, sich von der Massenförderung wegzubewegen, sagte die Ministerin am Freitag zu Journalisten. Die Regierung wolle die Bio-Landwirtschaft weiter ausbauen, konkrete Maßnahmen nannte Köstinger jedoch nicht. Nur so viel: Der Bio-Bereich sei ein Nachfrage-gesteuertes System, das ohne staatliche Intervention auskäme. (Nora Laufer aus Nürnberg, 18.2.2018)