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Während die NGO Oxfam einen Plan präsentiert, wie man die jüngsten Vorwürfe aufarbeiten will, meldete sich ein beschuldigter Mitarbeiter zu Wort und bestreitet, sich mit Prostituierten getroffen zu haben.

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Dem südafrikanischen Menschenrechtsaktivisten Desmond Tutu reicht es jedenfalls: Er will nicht mehr Botschafter für Oxfam sein und zieht sich zurück.

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London – Die britische Hilfsorganisation Oxfam hat am Freitag einen Aktionsplan vorgestellt, um den vergangene Woche bekanntgewordenen Skandal um sexuelle Ausbeutung aufzuarbeiten. Die Affäre sei "ein Makel für Oxfam, der uns noch jahrelang beschämen wird", betonte Oxfams geschäftsführende Direktorin Winnie Byanyima.

Der Plan beinhaltet laut Oxfam die Einsetzung einer unabhängigen Untersuchungskommission sowie eine Erhöhung der Mittel für die Durchsetzung von Schutzstandards. Die Kommission soll den Angaben zufolge Zugang zu Oxfams Unterlagen bekommen und Mitarbeiter befragen können. Die Mittel für Schutzmaßnahmen sollen auf eine Million Pfund (1,13 Millionen Euro) verdreifacht, die Anzahl der Mitarbeiter in diesem Bereich verdoppelt werden.

Regierung droht mit Kürzung der Mittel

Die international tätige Organisation müsse zudem sicherstellen, dass "jemand, der sich solch groben Fehlverhaltens schuldig gemacht hat", nicht von einer Organisation zur nächsten ziehen könnte, erklärte Byanyima. Der Aktionsplan ist eine Reaktion auf die Enthüllungen der vergangenen Woche. Neben Sexorgien mit Prostituierten in Haiti und dem Tschad soll es Fälle von Vergewaltigungen und versuchten Vergewaltigungen im Südsudan gegeben haben. Am Montag war Oxfam-Vizechefin Penny Lawrence zurückgetreten.

"Aus tiefstem Herzen bitte ich um Vergebung", sagte Oxfam-Direktorin Byanyima. Unterstützer hatten sich in den vergangenen Tagen von Oxfam abgewandt, die britische Regierung drohte, Mittel zu streichen.

Ex-Direktor: Keine Prostituierten

Der ehemalige Direktor von Oxfam Haiti, Roland Van Hauwermeiren, hat in einem Brief die Beschuldigungen gegen ihn zurückgewiesen. Er habe ein intimes Verhältnis zu einer haitianischen Frau gehabt und ihre Familie unterstützt. Die Frau sei aber keine Prostituierte gewesen. "Ich bin nicht perfekt, ich bin kein Heiliger, sondern ein Mann aus Fleisch und Blut und habe Fehler gemacht. Das ist nicht leicht einzugestehen, und ich schäme mich zutiefst." Er habe allerdings nie ein Bordell, einen Nachtclub oder eine Bar in der Stadt beziehungsweise im ganzen Land besucht. Weil er außerdem immer gehandelt habe, wenn Mitarbeiter Prostituierte aufsuchten, habe man ihm den Spitznamen "Terminator" gegeben.

Die Anschuldigungen, er habe auch im Tschad Prostituierte getroffen, seien nichts als Unsinn, schreibt Van Hauwermeiren außerdem. Jeder, der das in dem Land versuche, würde am nächsten Tag "mit aufgeschlitzter Kehle" auf der Straße liegen. Er gibt im Brief allerdings zu, dass er 2004 in Liberia gefeuert wurde, weil er mit Prostituierten flirtete und tanzte.

Desmond Tutu nimmt den Hut

Nach den Enthüllungen der letzten Tage legte nun auch Erzbischof Desmond Tutu seine Rolle als Oxfam-Botschafter zurück. Er sei zutiefst enttäuscht von den Skandalen, die nicht nur unmoralisch, sondern möglicherweise auch strafrechtlich relevant seien, heißt es in einem Statement. (APA, lhag, 16.2.2018)