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Geflüchtete und einheimische Kinder: Wechselseitige Kontakte sind für viele selbstverständlich, stellt eine deutsche Studie fest.

Foto: Getty Images/kali9

Berlin – Kinder in Deutschland zeigen große Offenheit gegenüber Geflüchteten, und wechselseitige Kontakte sind für viele selbstverständlich. Das geht aus einer Studie der christlichen Hilfsorganisation World Vision hervor. Eine Schlüsselrolle kommt demnach besonders den einheimischen Kindern zu, die selbst einen Migrationshintergrund haben.

Fast die Hälfte der befragten Kinder berichtete der Studie zufolge von Erfahrungen mit Geflüchteten im eigenen Wohnumfeld. 63 Prozent verfügen demnach über Kontakte zu geflüchteten Kindern in der Schule, 41 Prozent sogar in der eigenen Klasse sowie 42 Prozent auf dem Spielplatz, im Jugendzentrum oder bei anderen Gelegenheiten.

Die Frage, ob sie selbst auch zumindest hin und wieder etwas mit geflüchteten Kindern in ihrem Umfeld zusammen machen, beantworteten 30 Prozent der einheimischen Kinder mit Ja, 55 Prozent mit Nein und 15 Prozent sagten, sie hätten dazu bisher keine Gelegenheit gehabt. Wo es Interaktionen gibt, werden die geflüchteten Kinder in rund einem Drittel der Fälle bereits zum Freundeskreis gezählt.

Unterschied zwischen Ost und West

In Westdeutschland ist der Anteil der Kinder mit gemeinsamen Unternehmungen mit 32 Prozent deutlich höher als in Ostdeutschland mit 19 Prozent. Von einheimischen Kindern mit Migrationshintergrund waren dies 35 Prozent, von hier ansässigen Kindern ohne deutsche Staatsangehörigkeit sogar 53 Prozent.

Ist ein persönlicher Kontakt vorhanden, gaben insgesamt 79 Prozent an, das Verhältnis zu Geflüchteten unterscheide sich nicht von dem zu einheimischen Kindern. Als Problem werden hauptsächlich (70 Prozent) mangelnde Deutschkenntnisse der Neuankömmlinge genannt. Nur zehn Prozent der Befragten sagten, dass Geflüchtete "hier eigentlich nicht hingehören".

Eine große Mehrheit von 82 Prozent der einheimischen Kinder gab an, dass ihnen geflüchtete Kinder "leidtun", 85 Prozent sprachen sich dafür aus, Geflüchteten "etwas abzugeben". Bei einheimischen Kindern mit Migrationshintergrund ist der Anteil jeweils höher, ebenso bei Kindern aus oberen sozialen Schichten. Häufiger distanzierend sind Kinder aus Ostdeutschland sowie der unteren Mittelschicht. Für Kinder aus unteren sozialen Schichten gilt dies nicht, allerdings ist hier der Anteil derer mit eigenem Migrationshintergrund höher.

Sorge um grassierenden Rassismus

Fast jedes zweite Kind (45 Prozent) äußerte die Angst, dass immer mehr Menschen in Deutschland gegen Ausländer seien. Solche Befürchtungen liegen damit etwa gleichauf mit Ängsten vor Armut, Umweltverschmutzung oder schlechten Schulnoten. Dagegen äußerten sich nur 28 Prozent besorgt, weil mehr Ausländer nach Deutschland kommen.

Im Osten ist die Angst vor weiterem Zuzug mit 45 Prozent viel stärker ausgeprägt als im Westen (25 Prozent). Unterschiede nach Alter oder Geschlecht gibt es dagegen kaum. Der Anteil einheimischer Kinder mit Migrationshintergrund wurde mit insgesamt 36 Prozent angegeben – in Ostdeutschland (ohne Berlin) allerdings nur zwölf Prozent.

"Je stärker der Kontakt ist und je häufiger es eine Begegnung von Kindern mit Geflüchteten gibt, umso positiver ist die Bewertung und das Erleben von Geflüchteten", sagt Christoph Waffenschmidt, Leiter von World Vision. Wichtig sei daher Integration von Anfang an.

Die Studie hatte diesmal das Verhältnis zu Flüchtlingen als besonderen Schwerpunkt, untersucht aber wie in früheren Jahren auch generell die Lebensumstände von Kindern und deren soziales Verhalten. Für die deutsche Studie wurden bundesweit 2.550 Kinder von Ende Jänner bis Ende März 2017 befragt. (APA, AFP, 15.2.2018)