Drei Olympiatitel im Winter hat er schon, Nummer vier strebt White im Sommer an.

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Sein Thron war erneut in höchster Gefahr, einer der jungen Aufrührer machte sich schon bereit, da holte der König der Halfpipe noch einmal zum Gegenschlag aus – und wie! Mit einem grandiosen letzten Durchgang sicherte sich Shaun White (31), Superstar des Snowboardens, seine dritte Goldmedaille bei Olympischen Spielen nach 2006 und 2010. Gleichzeitig war es die 100. US-amerikanische Goldmedaille bei Winterspielen.

Der 19-jährige Japaner Ayumu Hirano hatte White nach einem tollen zweiten Lauf mit 95,25 Punkten schon in den Seilen, doch der Champion konterte mit einem Traumlauf und 97,25 Punkten im dritten Durchgang. White sank theatralisch auf die Knie, weinte, warf sein Board in die Luft, gebärdete sich ein wenig wie ein Hausmeister, der ein paar kleine Kinder vom Hof vertrieben hatte. Zu groß war die Genugtuung des Olympiasiegers 2006 und 2010, nach einem enttäuschenden vierten Platz 2014 in Sotschi wieder zurück an die Spitze gefunden zu haben. IOC-Präsident Thomas Bach war der erste Gratulant und Schulterklopfer.

Im Finale hatte White gleich zwei "Cab Double Cork 1440" nacheinander gezeigt, also jenen Trick, der ihn beinahe die Teilnahme an diesen Spielen gekostet hätte. Er war im Oktober beim Training in Neuseeland schwer gestürzt und auf die Kante der Pipe gefallen, die Folge waren eine Lungenquetschung und 62 Stiche im demolierten Gesicht, die weitere Folge war Verunsicherung.

White sagte, es seien "die schweren Zeiten, die dich als Menschen definieren". Das Rennen um einen Platz im starken US-Olympiateam wurde für ihn zum Wettlauf mit der Zeit, im Dezember resignierte er beinahe. Im Jänner nutzte er in Aspen seine vorletzte Chance – mit dem Traumscore 100. Und nun der erneute Triumph bei Olympia: unter größtem Druck die größte Leistung.

Im Snowboarden feierte White neben etlichen Siegen bei den X-Games auch zwei beim Air & Style in Seefeld. Mittlerweile ist er Mehrheitseigentümer der Air & Style Company, er hat bei Burton eine eigene Produktlinie ("The White Collection"), sein Leben ist längst verfilmt (The White Album), ein Videospiel darf nicht fehlen (Shaun White Snowboarding). Nach seinem dritten Olympia-Gold in der Halfpipe liebäugelt der Star mit einem Start bei den Sommerspielen 2020 in Tokio. "Ich freue mich sehr, dass Skateboard kommt, solange ich noch mental und körperlich bereit dafür bin", sagt der Kalifornier. "Ich muss eine schwere Entscheidung treffen. Es würde mir die Welt bedeuten, bei den Sommerspielen anzutreten. Aber das würde bedeuten, dass ich bei den Winterspielen 2022 in Peking gegenüber meinen Gegnern im Nachteil wäre." (APA, sid, red, 14.2.2018)