FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky beim AfD-Aschermittwoch

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Bierzeltstimmung in Oberbayern.

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Der Mann am Pressetisch blickt durchaus kritisch auf die Akkreditierungsliste. "Nur zwei österreichische Medien heute – also der Herr Strache hat im Vorjahr deutlich besser gezogen. Aber der hat ja jetzt Karriere gemacht, und der Vilimsky, na ja, der ist ja eher ein Langweiler." Eines scheint damit an diesem wolkenverhangenen Morgen im niederbayrischen Osterhofen schon sehr bald klar: Vorschusslorbeeren für den blauen Ehrengast aus Österreich gibt es nicht.

Bereits zum vierten Mal lud die Alternative für Deutschland (AfD), erstmals auch im Deutschen Bundestag vertreten, zum politischen Aschermittwoch in die beschauliche Kleinstadt im Landkreis Deggendorf. Und man setzte in der Mehrzweckhalle "Donaucenter Schubert" eben auch heuer wieder auf die grenzüberschreitende Freundschaft. Nach FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache im Vorjahr wurde am Mittwoch eben FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky nach Bayern entsandt.

Trachtentreff

Während vor der Halle der Dresscode angesichts des massiven Polizeiaufgebots deutlich in Richtung Uniform ging, herrschten unter den rund 1.400 Gästen erwartungsgemäß Dirndl und Lederhose vor. Wer einmal die strengen Eingangskontrollen hinter sich gebracht hatte – Taschen wurden penibel kontrolliert, Flüssigkeiten jeglicher Art mussten abgegeben werden –, wurde in der Halle von einer flotten Blaskapelle begrüßt. Zwischen Weißwurstzuzeln und Weißbierzischen schunkelten sich die Getreuen dann artig in Richtung bayerische Gemütlichkeit.

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Den Reigen der launigen Reden eröffnete zunächst Katrin Ebner-Steiner, AfD-Kreisvorsitzende in Deggendorf und stellvertretende Landesvorsitzende. In der CSU gehe die blanke Angst um. Ebner-Steiner: "Die haben die Lederhosen gestrichen voll. Die CSU ist doch heute eine lächerlich kleine Voralpenpartei. Aber Seehofer hat schon Asyl bekommen in Merkels Regierung." Und Ebner-Steiner möchte "Kreuze und keine Kopftücher in den Schulklassen". Als die Kreisvorsitzende dann zum Abschluss ihrer Rede den designierten bayrischen Ministerpräsidenten Markus Söder und dessen Aussage, der Islam gehöre zu Bayern, ins Spiel bringt, ertönen im Festzelte lautstark "Scheiße"-Rufe.

Gummibärli-Rückgrat

AfD-Bundesvorsitzender Jörg Meuthen setzte dann in seiner Rede die beinharte Abrechnung mit dem politischen Mitbewerber nahtlos fort: "Es heißt, am Aschermittwoch ist alles vorbei – und für manche in der Politik stimmt das tatsächlich. Etwa für Martin Schulz." Die heutigen "Sozen" hätten "weniger Rückgrat als ein rotes Gummibärli". Meuthen: "Aber es bleiben für ihn ja andere Positionen, etwa Dschungel-König 2019." Und die "Spezialdemokraten" seien nicht mehr die Volkspartei. "Die haben heute mehr Mitglieder als Wähler. Aber es hat auch etwas Positives, wenn Andrea Nahles redet – sie singt dann zumindest nicht. Das überschreitet nämlich jede Grenze der Peinlichkeit", polterte der AfD-Bundesvorsitzende.

Die deutsche Kanzlerin Merkel fordert Meuthen offen zum Rücktritt auf: "Merkel muss weg. Sie ist die personifizierte Schlaftablette. Aber warum bitte ist die ewige Raute noch Kanzlerin? Ganz einfach: Es fehlen einfach die Alternativen in der Partei."

Gegen den Mainstream

Der österreichische Gast wird schließlich als "Mann der klaren Worte" angekündigt. Nachsatz des Moderators: "Hoffentlich wird die FPÖ jetzt nicht Mainstream, weil sie jetzt in der Regierung sitzt."

Was natürlich Harald Vilimsky so nicht stehenlassen kann: "Mitnichten werden wir Mainstream. Aber es ist natürlich eine andere Situation, wir müssen nun auch Kompromisse eingehen." Der FPÖ-Generalsekretär versucht es dann mit einer gehörigen Portion Eigenlob: "Wir haben in Österreich die Wende in der Asylpolitik eingeleitet. Uns kann man nicht länger auf der Nase herumtanzen. Wir unternehmen alles, dass Österreicher bessergestellt sind als jene, die gerade zu uns gekommen sind." Als Beispiel, wie schwierig die Situation für die FPÖ in Österreich sei, brachte Vilimsky die jüngste Diskussion über einen zunächst verkürzt gesendeten Fernsehbeitrag des ORF Tirol – DER STANDARD berichtete.

Eine blaue Entschuldigung gab es dann für den fehlenden Humor in der Aschermittwochsrede. Vilimsky: "Ich hatte einfach nicht die Zeit, mir Witze zurechtzulegen." Der AfD streute der blaue Parteimanager dann Rosen: "Es ist großartig und fantastisch, wie sich die AfD entwickelt. Sie sind die Verteidiger Europas, sie haben nichts Böses im Sinn. Dafür zu kämpfen, der Herr im eigenen Haus zu bleiben, ist nichts schändliches." Nachsatz: "Wir sind lupenreine Demokraten, stilvolle Menschen – positiv beseelt von einer Reformfreudigkeit." (Markus Rohrhofer aus Osterhofen, 14.2.2018)