Family-Tirol-Spitzenkandidatin Andrea Krumschnabel stellt sich der Livediskussion.

Foto: Florian Lechner

Innsbruck – Am 25. Februar 2018 wählt Tirol einen neuen Landtag. Andrea Krumschnabel ist seit 2013 Abgeordnete und übte ihr Mandat zuletzt als Freie aus. Nun will die Kufsteinerin den Einzug erneut schaffen und hat dazu die Liste Family gegründet. Inhaltlich will sie ihre Politik an den Bedürfnissen der Familien orientieren. Sie können jetzt Ihre Fragen im Forum unter diesem Artikel posten.

Im Interview mit dem STANDARD hat Krumschnabel Teile Ihres Programmes dargelegt. So fordert sie kostenlose Kinderbetreuung von zwei bis zwölf Jahren, ein Bildungssystem, das keinen Jugendlichen zurücklässt, und Wohnraum für junge Familien. Zudem sollen Senioren ein Anrecht auf einen schönen Lebensabend im Pflegeheim haben, pflegenden Angehörigen sollen diese Zeiten wiederum angerechnet werden. Bei der Zuwanderung gibt sich Krumschnabel einerseits offen und will jedem, der Schutz sucht, einen Platz in Österreich bieten. Andererseits fordert sie ein, dass sich Flüchtlinge und Migranten an "unsere Kultur" anpassen, sonst sei für sie kein Platz in Österreich.

Andrea Krumschnabel: Ich spreche mir eindeutig für Kulturförderung aus. Aber zugleich spreche ich mich gegen jede Form des Machtmissbrauches aus. Die Kontrolle der gewährten Förderungen ist notwendig, um möglichst große Transparenz zu gewährleisten.

Andrea Krumschnabel: Die Digitalisierung ist untrennbar mit Bildung verbunden und muss deshalb allen im gleichen Maße zugänglich sein. Es ist mit der Schulbuchaktion zu vergleichen. Da bekommt auch jedes Kind dieselben Bücher. Bildung ist der Schlüssel für ein erfülltes und selbständiges Leben und darf niemandem aus finanziellen Gründen verwehrt bleiben. Tirol braucht kluge Köpfe, um die Probleme von morgen lösen zu können. Daher muss der Ausbau von Breitband schneller vorangehen und in der Schule müssen die Pädagogen umfangreicher ausgebildet werden, um den Kindern die neuen Medien und deren sinnvollen Einsatz näherbringen zu können.

Wir müssen alles dafür tun, damit in der Bildung keine Zwei-Klassen-Gesellschaft entsteht. Das sichert uns den sozialen Frieden und Wohlstand.

Andrea Krumschnabel: Wenn Sie hier leben, ist es schwer nachzuvollziehen, inwiefern Sie diese Lebensart nicht teilen.

Mit meiner bewusst etwas zugespitzten Aussage wollte ich ausdrücken, dass für ein friedliches Zusammenleben einerseits große Akzeptanz seitens der Tiroler Bevölkerung nötig sein wird. Andererseits wird von den Menschen, die bei uns Schutz suchen, eine gewisse Anpassungsfähigkeit vorausgesetzt. Und wie ich bereits gesagt habe, müssen Menschen, die Schutz vor Verfolgung suchen, bei uns einen Platz finden.

Der Großteil der Tirolerinnen und Tiroler sieht das ähnlich und hat sich auch schon aktiv eingebracht, wenn es um Integrationsmaßnahmen geht. Umgekehrt hat sich auch der Großteil der Geflüchteten eingebracht. Viele von ihnen wünschen sich, über Arbeit und Ausbildung mehr Teilhabe und die Möglichkeit, etwas zurückgeben zu dürfen.

Andrea Krumschnabel: Ich möchte hier mit einem Zitat beginnen: "Wenn du nicht mehr an das Gute glaubst, haben schlechte Menschen ganze Arbeit an dir geleistet." Es besteht offensichtlich bei den Lesern ein derart großer Frust, dass sie sich nicht einmal erlauben Lösungen anzudenken, die auf der Hand lägen, was ich persönlich sehr schade finde. Aber wahrscheinlich bin ich deshalb in die Politik gegangen, weil ich mir diese neuen Lösungen durchaus vorstellen kann.

Im Land Tirol sind 90.000 Schülerinnen und Schüler, die (Gott sei dank) alle kostenlos die Schule besuchen können. Und ausgerechnet bei den 30.000 Kindern bis zum sechsten Lebensjahr kassieren für Bildung und Betreuung (Kinderkrippen, Kindergärten, Tagesmütter und Horte). Das land Tirol hat es in der Hand, die Kinderbetreuung auch für diese Altersstufe kostenlos anzubieten. Diese Maßnahme führt zu einer massiven Entlastung von Familien mit Kindern und Alleinerziehenden. Was dort eingespart werden kann, wird anderswo ausgegeben und kommt somit der Wirtschaft zu gute.

Eine andere leicht umzusetzende Maßnahme wäre, eine Ausbildungsoffensive für Pflegekräfte, die wir dringend brauchen.

Und das Geld dafür wäre bei 3,7 Milliarden Euro Landesbudget – Tirol weist seit fünf Jahren einen ausgeglichenen Haushalt auf – durch Umschichtungen zu lukrieren.

Andrea Krumschnabel: Hier würde ich gern ein wenig ausholen. Ich betrachte es als Niederlage, dass es per Gesetz beschlossen werden musste, dass eine gleichgeschlechtliche Ehe überhaupt erst möglich wurde. Die Politik hätte mutiger sein sollen, um Menschen, die sich zueinander bekennen und füreinander sorgen wollen, die Möglichkeit einzuräumen, eine Ehe zu schließen.

Es kommt nicht auf das Geschlecht an, sondern auf den Willen, in einer familiären Form zusammenleben zu wollen. Für uns ist Familie sehr vielfältig und wir unterstützen jede dieser Formen.

Andrea Krumschnabel: Das Alleinstellungsmerkmal von Family ist, dass wir lauter Profis am Start haben, die das Know how einbringen, um Maßnahmen in der Praxis umzusetzen, die Tirolerinnen und Tiroler sicher brauchen, um leichter ihren Familienalltag bewältigen zu können.

Wir sind keine klassische Partei, die über ein Parteibuch zusammenhält, sondern ein Projekt bei dem jeder mitmacht, der einen guten Beitrag in diese Richtung leisten kann. Unsere politische Erfahrung hat gezeigt, wie Vieles möglich ist, was vorher für unvorstellbar gehalten wurde. Auch wenn es belächelt wird, und es sich niemand vorstellen kann, dass es wirklich jemanden gibt, der gerne hätte, dass es allen gut geht, glauben wir, dass wir den Schlüssel dazu haben. Dazu gehören Punkte wie die gratis Kinderbetreuung, Systemumstellung in Pflege- und Seniorenheimen, Ausbildungsoffensive bei Pflegekräften und Konzepte, die kostengünstiges bauen und Wohnen wirklich ermöglichen. Dadurch werden die Familien langfristig finanziell entlastet, was der Wirtschaft eins zu eins zu gute kommt.

Andrea Krumschnabel: Ich habe mich in den letzten fünf Jahren zu jedem familienrelevanten Thema eingesetzt. Meine Ausführungen und Fachexpertise im Bereich Kinderbetreuung, Jugend, junge Familien, Wohnen und Pflege für Senioren wurden über die Parteigrenzen hinaus sehr interessiert wahrgenommen. Leider konnte ich das Stimmverhalten der einzelnen Abgeordneten nicht verändern. Sie haben sich nach der Abstimmung immer entschuldigt mit den Worten: "Du hast so recht, wir müssen was ändern, aber ich kann nicht anders, der Klubzwang." Das ist sehr bedauerlich, dass die Einschränkung mit dem Klubzwang die Verbesserungen in einzelnen Bereichen verhindert. Damit spreche ich zum Beispiel die Qualität in der Kinderbetreuung und deren Ausbau an sowie die Unterstützung für Kinder deren Familien sehr belastet sind. Die größte Niederlage war bestimmt der Beschluss der Tiroler Mindestsicherungs-Regelung, die die Kluft zwischen arm und reich noch größer macht und sehr viele Familien vor ausweglose Situationen stellt.