Linz – Im Linzer Kunstkrimi rund um vier verschollene Schiele- und Klimt-Bilder gibt es eine überraschende Wende. Nach Jahren des mühsamen Rechtsstreits zwischen der Stadt Linz und den Erben ist jetzt die Klimt-Zeichnung Zwei Liegende überraschend wieder aufgetaucht.

Die Rückkehr des Kunstwerks ist durchaus filmreif: Eine 1977 pensionierte Sekretärin der Neuen Galerie der Stadt Linz hatte das Bild widerrechtlich an sich genommen. Die Angestellte machte sich damals aber nicht nächtlichen Kunstraubs schuldig, sondern nahm das Werk des Meisters quasi als "Schweigegemälde". Und zwar aus den Händen des damaligen Leiters der Galerie, Walter Kasten. Diesen hatte die Sekretärin zuvor auf Unregelmäßigkeiten bei der Dokumentation von Leihgaben aufmerksam gemacht. Kasten verlangte Stillschweigen. Und "schenkte" dafür der Sekretärin das Klimt-Bild. Fortan zierte des Meisters Bleistiftstrich die Wand über dem Diwan in einer kleinen Linzer Wohnung.

Nach vier Jahrzehnten wieder da: Klimts "Zwei Liegende".
Foto: APA/Reinhard Haider

Doch mit dem Beginn der Rechtsstreitigkeiten und der damit verbundenen städtischen Suche nach den Gemälden wurde der betagten Dame die Sache offensichtlich zu heiß. Der Klimt wanderte in den Schrank, und die Dame verfügte, das Bild nach ihrem Tod der Stadt zurückzugeben. "Die Frau ist im Dezember des Vorjahres verstorben, und wir bekamen plötzlich einen Anruf von einem Wiener Rechtsanwalt", erzählt Bruno Binder, Anwalt der Stadt. Und so wanderte das Werk nun wieder in das Kunstmuseum Lentos. Öffentlich zu sehen sein wird es ab Freitag in der Ausstellung 1918 – Klimt, Moser, Schiele. Gesammelte Schönheiten.

Neue Gerichtsverhandlung

Wobei mit der Rückkehr der Rechtsstreit noch nicht beendet ist. 1951 hatte die Eigentümerin Olga Jäger Zwei Liegende sowie drei Bilder Egon Schieles (Junger Mann, Tote Stadt, Paar) an die Neue Galerie verliehen. Als die Erben 2006 den Leihschein aus dem Nachlass einlösen wollten, waren die Werke nicht mehr auffindbar. Daher klagten sie die Stadt durch alle Instanzen auf Schadenersatz. Letztlich wurden den Erben 8,21 Millionen Euro zugesprochen – die die Stadt auch zahlte. Im August entschied jedoch der Oberste Gerichtshof, dass das Landesgericht Linz den Fall neu beurteilen muss. (Markus Rohrhofer, 13.2.2018)