Die giftgrünen Busse werden bald in Übersee zu sehen sein. Flixbus will die Windhunde von Greyhound überholen.

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Wien – 26 Länder in Europa hat sich die Fernbus-Vermittlungsplattform Flixbus mit ihren lokalen Buspartnern bereits erschlossen. Nun bereiten die Bayern den Sprung in die USA vor. "Noch im ersten Halbjahr" will man in Kalifornien beginnen, den amerikanischen Markt mit den Platzhirschen Greyhound und Co aufzumischen. An den Start geht man mit 50 bis 60 Bussen im Dreieck Los Angeles – San Francisco – Las Vegas. Dort soll das erste US-Büro eröffnen, kündigt der geschäftsführende Gesellschafter von Flixbus, Andre Schwämmlein, im Gespräch mit dem STANDARD an.

Wie in Europa auch, sucht sich Flixbus in den USA lokale Busunternehmen als Kooperationspartner und sorgt über den Internetvertrieb für das Gros der Auslastung für die Busunternehmen. Die Einnahmen teilen sich die beiden dann – wie auch das Risiko, das so für beide Partner überschaubar ist. So sei die Gefahr, sich zu übernehmen minimiert. "Ich glaube, dass wir das stemmen können", sagt Schwämmlein.

Anders als Österreich

Der US-Markt ist offener als die meisten Märkte in Europa, am ehesten vergleichbar mit Deutschland oder dem Vereinigten Königreich. Ganz anders Österreich, wo es für Fernbusverbindungen zwar keine behördlichen Genehmigungen mehr braucht, aber jede Verbindung muss im Verkehrsministerium angezeigt werden, sogar einfache Fahrplanerweiterungen sind bürokratisch zu melden.

In dieser Hinsicht ist das EU-Land Österreich den Balkanländern näher, als vielen Österreichern lieb ist. Wohl reicht das Flixbus-Netzwerk im Jahr fünf seines Bestehens bis nach Rumänien. Ganz so flink wie ursprünglich erhofft kommt Flixbus in Süd- und Südosteuropa aber nicht voran. Wobei sich der österreichische Buspartner Blaguss, der bei der Ostexpansion an Bord ist, nicht unzufrieden zeigt.

Geschützte Märkte

In Nicht-EU-Ländern wie Serbien oder der Ukraine handele es sich um geschützte Märkte, es sei zum Teil vom Rechtsrahmen her schwieriger und dauere auch länger, Konzessionen zu erhalten, sagt Flixbus-Geschäftsführer Schwämmlein. Mit einem guten Buspartner tue man sich leichter – und man habe in diesen Märkten bereits Partnerschaften.

Zum zweitgrößten Markt neben Deutschland aufgestiegen ist man bei Flixbus Italien. Mit 50 Buspartnern sei inzwischen klarer Marktführer in Italien, das Produkt komme vor allem in Ober- und Mittelitalien (bis Rom) gut an. In einem nächsten Schritt hat man Langstreckenverbindungen bis Bari (Apulien) oder Kalabrien im Visier. Süditalien ist ein traditionell starker Fernbusmarkt, benützt werden die Fernbusse nicht nur von Urlaubern, sondern insbesondere von Wochen- oder Monatspendlern, die von Kalabrien aus nach Rom, Turin oder Mailand arbeiten fahren. Da Regionalflughäfen wie jener der Provinzhauptstadt Crotone aufgelassen wurden und es keine Bahnverbindung gibt, sind Auto und Fernbus die einzigen Verbindungen in den Norden Italiens.

Deutlich mehr Fahrgäste

Seine Fahrgastzahlen hat Flixbus im Vorjahr – auch durch die Expansion in die skandinavischen Länder – deutlich gesteigert. Europaweit verzeichnete man 40 Millionen Passagierfahrten in den auffälligen grellgrünen Bussen. 2016 waren es 30 Millionen. Mehr als die Hälfte des Geschäfts macht Flixbus in Deutschland, wo man 94 Prozent des deutschen Fernbusmarkts abdeckt. Zum Vergleich: Alle Anbieter zusammen zählten 2016 in Deutschland rund 24 Millionen Fahrgäste. Branchenweite Zahlen für 2017 liegen noch nicht vor. (Luise Ungerboeck, 13.2.2018)