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Digitale Gadgets, etwa Amazons Echo Spot, werden zu Einrichtungsgegenständen – und hören mit.

Foto: ap/Elaine Thompson

Immer häufiger findet man Amazons Alexa in heimischen Wohnzimmern. Was vor wenigen Jahren noch als besorgniserregend gegolten hätte, ist heute Realität. Alexa, ein kleiner Computer, ausgestattet mit allem was es so braucht, um den einfachen Bürger zu belustigen und auszuspionieren: Mikrofon, Lautsprecher und eine geschickte KI. Anders gesagt: ein feuchter Traum für George Orwells Big Brother. Menschen teilen bedingungslos und ohne zu hinterfragen ihre intimsten Daten mit internationalen Konzernen. Ein Phänomen, das jedoch nicht erst durch Sprachassistenten aufkam: Seit Jahren akzeptieren wir Nutzungsbedingungen von jedem, der es verlangt, meist sogar ungelesen, aber in dem Wissen, dass diese genutzt und verkauft werden.

"Ich habe nichts zu verbergen" oder "Wer will schon meine Daten?" sind typische Aussagen, wenn man stolze Alexa-Besitzer fragt, warum sie denn ihre Daten so fleißig und scheinbar gänzlich ohne Bedenken bereitstellen. Würde der Staat uns plötzlich seine eigenen "Nutzungsbedingungen" aufdrücken und unsere Daten speichern, nutzen und auswerten, wären Skepsis und Aufschrei wohl größer, wenngleich man sagen muss, dass "Ich hab ja nichts zu verbergen" bereits in der Debatte um Vorratsdatenspeicherung ein beliebtes Legitimationsargument von Befürwortern war.

Welche Daten wir teilen, bestimmen nicht wir

Unsere Gesellschaft ist nicht dümmer oder naiver geworden, vielmehr haben wir gelernt, dass es in der Welt der Informationen nichts geschenkt gibt und bei unentgeltlich nutzbaren Diensten zum Nehmen eben auch ein Geben dazugehört. Mit Nutzungs- und Diagnosedaten werden Dienste verbessert, "da hat man ja was von", warum sollten wir diese nicht mit einem Lächeln bereitstellen? Unternehmen sind ja zu allererst Dienstleister, sprich lieb und nett zu uns. Dass es sich dabei nicht um digitale Wohltäter handelt, sondern um gewinnorientierte Unternehmen, vergessen wir beim Erscheinen des neuesten technischen Spielzeugs gerne.

Natürlich entscheiden wir, welche Daten wir öffentlich zur Verfügung stellen: zum Beispiel welches Profilbild wir verwenden, welche Beiträge wir teilen, kommentieren, ob wir unsere Meinung zu gewissen Themen Kund tun. Diese Daten teilen wir bewusst mit anderen, aber diese persönlich breitgetretenen Informationen sind eben nicht die einzigen – teilweise auch nicht die interessantesten beziehungsweise lukrativsten – die wir bereitstellen. Es geht auch um Metadaten jeder Art: Natürlich erhalten wir personalisierte Werbung aufgrund von Region, "Gefällt mir"-Angaben oder Followern. Das kann man als bedenklich erachten, manchem mag das aber auch gefallen. Diese Art der Werbung ist noch klar erkennbar. Auf Facebook werden solche Beiträge als "Gesponsert" gekennzeichnet.

Jede Menge verarbeitbare Daten

Jede getätigte Aktion produziert verarbeitbare Daten, ob uns das nun gefällt oder nicht: Mit Verknüpfung diverser harmlos oder gar nutzlos erscheinender Daten können teilweise die abstraktesten Dinge über Nutzer herausgefunden werden, wie David Kriesel mit seinem Projekt "Spiegel Mining" vor einiger Zeit aufzeigte. Wenn man nur lange genug fleißig Daten sammelt und diese zu interpretieren weiß, kann man Erstaunliches herleiten – und Einfluss auf das Konsumverhalten der Nutzer nehmen.

Auch staatlich ist das Speichern und Auswerten von Daten immer wieder Thema: Ob nun die durch den VfGH aufgehobene Vorratsdatenspeicherung oder ein Sicherheitspaket. So sehr wir uns gegen staatliche Nutzung wehren, so bereitwillig geben wir unsere Daten an internationale Unternehmen preis. Welche Kompromisse wollen wir in Bezug auf unser Recht auf Freiheits- und Privatsphäre eingehen? Das ist eine Frage, um die man nicht umhinkommen wird. (12.02.2018)