Arbeitsalltag auf der ISS: Thomas Pesquet beim Weltraumspaziergang.

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Washington – Die Regierung von US-Präsident Donald Trump will laut einem Zeitungsbericht in ein paar Jahren die Internationale Raumstation (ISS) privatisieren. Das Weiße Haus wolle das kostspielige Raumfahrtprojekt nur noch bis 2025 finanzieren, berichtete die "Washington Post" am Sonntag unter Berufung auf ein internes Dokument der US-Raumfahrtbehörde Nasa. Danach könne die Privatwirtschaft Teile der ISS übernehmen.

"Die Entscheidung, die Unterstützung des Bundes für die ISS 2025 zu beenden, bedeutet nicht, dass die Plattform zu diesem Zeitpunkt ihren Orbit verlassen muss", zitiert die "Post" aus dem Nasa-Dokument. Es sei vielmehr "möglich, dass die Industrie manche Elemente oder Kapazitäten der ISS im Rahmen einer künftigen kommerziellen Plattform fortführt". Zur Vorbereitung dieses Übergangs will das Weiße Haus dem Bericht zufolge Marktanalysen und Entwicklungspläne anfertigen lassen.

Gewinnorientierung chancenlos

In Russland, das nach den USA der zweitgrößte Geldgeber für den ISS-Betrieb ist, sorgte der Bericht für Kritik: Der Raumfahrtexperte und Leiter des Moskauer Instituts für Weltraumpolitik, Iwan Moissejew, bezeichnete die US-Pläne für die ISS etwa als Unsinn. "Das wird nichts", sagte er der Agentur Ria Nowosti zufolge. Die Kosten der ISS seien so hoch, dass nur Staaten sie tragen könnten. "Unternehmen arbeiten für ihren Gewinn, das ist ihr einziges Ziel. Aber die ISS bringt keinen Gewinn, denn die Ausgaben sind deutlich höher als alle erdenklichen Einnahmen."

Vorsichtiger kommentierte der Raumfahrtexperte Andrej Ionin von der russischen Akademie der Wissenschaften den Bericht. Früher oder später müsse der Dienst der ISS ohnehin eingestellt werden, man könne den USA daher nur danken, dass sie schon im Voraus Bescheid gäben.

"Kommerzielle Partnerschaften"

Die Nasa erklärt in dem Dokument laut "Washington Post", dass sie in den kommenden sieben Jahren ihre "internationalen und kommerziellen Partnerschaften" weiter ausbauen werde, "um die weitere Präsenz und den Zugang von Menschen zur unteren Erdumlaufbahn sicherzustellen".

Im Haushaltsentwurf der US-Regierung, der am Montag vorgestellt werden sollte, sind dem Bericht zufolge 150 Millionen Dollar (122 Millionen Euro) für die Entwicklung "kommerzieller Kapazitäten" eingeplant, um eine reibungslose Privatisierung der ISS zu ermöglichen. Die Nasa wollte zu dem Bericht zunächst nicht Stellung nehmen.

Der Grundstein für die ISS war vor 20 Jahren mit einem internationalen Abkommen gelegt worden. Beteiligt sind neben den USA Russland, die EU, Japan und Kanada. Seit der Präsidentschaft von George W. Bush (2001–2009) hat die Nasa vermehrt Aktivitäten an die Privatwirtschaft ausgelagert. So übernehmen mittlerweile die Firmen Space X und Orbital ATK Versorgungsflüge zur ISS. Ihr Spaceshuttle-Programm haben die USA 2011 eingestellt. US-Astronauten können seither nur noch mit russischen Sojus-Raketen zur ISS gelangen. (red, APA, AFP, 11.2.2018)