Leipzig – Irgendwann im Laufe der Säugetier-Evolution begann das Großhirn, immer weiter anzuwachsen. Wissenschafter bringen diese Entwicklung unter anderem mit den basalen radialen Gliazellen (bRG) in Verbindung, einem Zelltyp, der in den Großhirnen vieler hochentwickelter Säuger inklusive Mensch vorkommt und zur wiederholten Teilung fähig ist.

Veterinärmediziner um Simone Fietz von der Universität Leipzig haben nun aber festgestellt, dass auch im Gehirn einer vergleichsweise "urtümlichen" Säugetierspezies wie der Känguruart Tammar Wallaby eine große Zahl verschiedener neuraler Vorläuferzelltypen zu finden sind, unter anderem auch die basale radiale Gliazelle. Das Wallaby ist zwar kein Säugetier im engeren Sinn, doch die Beuteltiere bilden in der Systematik eine Unterklasse der Mammalia.

Alter Zelltyp

Nach Angaben der Forscher lassen die Untersuchungen vermuten, dass bereits der gemeinsame Vorläufer von Beuteltieren und den Höheren Säugern diesen Zelltyp besaß und damit der Grundstein für die Größenzunahme des Großhirns schon sehr viel früher in der Evolution gelegt wurde als bisher vermutet. Bisher war man davon ausgegangen, dass die basale radiale Gliazelle ausschließlich in Höheren Säugetieren vorhanden ist. Das Tammar Wallaby ist eine rezente Känguruart aus Südaustralien, die zu den kleinsten der Welt zählt. Sie ist nur dort beheimatet.

"Unsere Untersuchungen liefern den ersten Hinweis, dass auch der gemeinsame Vorläufer von Beuteltieren und höheren Säugern bereits das Potenzial für die Größenzunahme des Großhirns besaß. Das ermöglicht neue Einsichten in die genetische Entwicklung neuraler Vorläuferzellen der Säuger", meint Christine Sauerland, Koautorin der im Fachjournal "Cerebral Cortex" veröffentlichten Studie. (red, 15.2.2018)