Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: Reuters / Pool

Brüssel – Beim Prozess gegen den mutmaßlichen Paris-Attentäter Salah Abdeslam wegen Schüssen auf Polizisten in Belgien hat sein Anwalt das Gericht dazu aufgerufen, seinen Mandanten wie jeden anderen zu behandeln. "Diese Akte ist belastet durch alles, was sie gelesen und gehört haben", sagte Sven Mary am Donnerstag an die Brüsseler Richter gewandt. Sie dürften sich davon nicht beeinflussen lassen.

"Urteilen Sie über ihn wie über jeden anderen", sagte Mary in seinem Plädoyer. In dem vor dem Brüsseler Gericht verhandelten Fall seien "keine Elemente vorhanden, um Abdeslam für eine terroristische Straftat zu verurteilen". Abdeslam ist der einzige überlebende mutmaßliche Attentäter der Pariser Anschläge am 13. November 2015 mit 130 Toten. Der Prozess in Belgien steht offiziell aber nicht in Verbindung mit den islamistischen Anschlägen.

Der 28-Jährige und sein mutmaßlicher Komplize, der 24-jährige Tunesier Sofiane Ayari, werden beschuldigt, vier Monate nach den Pariser Anschlägen bei einer Wohnungsdurchsuchung in einem Brüsseler Vorort das Feuer auf Beamte eröffnet zu haben. Zu dem Zeitpunkt war Abdeslam der meistgesuchte Mann Europas.

Französischer Durchsuchungsbefehl

Wegen eines möglichen Verfahrensfehlers plädierte Mary außerdem für die Unzulässigkeit des Prozesses. Dem Anwalt zufolge war der Durchsuchungsbefehl für die Wohnungsdurchsuchung fälschlicherweise in französischer Sprache ausgestellt worden, hätte aber auf Niederländisch verfasst sein müssen. Das stelle das gesamte Verfahren gegen Abdeslam und Ayari in Frage.

Der Anwalt des Mitangeklagten Ayari, Isa Gultaslar, plädierte ebenfalls gegen eine Terrorverurteilung. Es scheine, als solle seinem Mandanten statt wegen der Schießerei wegen Terrorismus der Prozess gemacht werden, sagte er am Donnerstag vor Gericht. Ayari hatte sich vor Gericht zwar kooperativ gezeigt, entgegnete aber auf viele Fragen, er könne sich nicht erinnern, oder verwies auf frühere Aussagen.

Abdeslam, der in Frankreich in Untersuchungshaft sitzt und für den Prozess täglich nach Brüssel gebracht wird, erschien am zweiten Verhandlungstag nicht vor Gericht. (APA/AFP, 8.2.2018)