Göttingen – Ein internationales Forscherteam hat erstmals neuseeländische fossile Bernsteineinschlüsse entdeckt und näher untersucht. An mehreren Fundstellen fanden die Wissenschafter unter der Leitung von Alexander Schmidt von der Universität Göttingen und Daphne Lee von der University of Otago zahlreiche Spinnen, Milben, Mücken, Käfer und andere Gliederfüßer sowie Pilze, die seit bis zu 25 Millionen Jahren im Bernstein konserviert sind. Die Ergebnisse wurden nun in der Fachzeitschrift "Gondwana Research" veröffentlicht.

Stechmücke der Gattung Forcipomyia im miozänen Bernstein Neuseelands.
Foto: International Association for Gondwana Research und Alexander Schmidt, Universität Göttingen

Bernstein ist fossiles Baumharz, das bekannt ist für die detailgenaue Konservierung von Organismen, von denen andernfalls keine Überreste existieren würden. Bernsteineinschlüsse sind daher besonders wichtig für die Rekonstruktion von Ökosystemen in der Erdgeschichte. Große fossilienhaltige Bernsteinlagerstätten fanden sich jedoch bisher nur auf der Nordhalbkugel der Erde, was zu erheblichen Lücken im Verständnis der Evolutionsgeschichte bestimmter Organismengruppen führte.

30 Fundstellen

"Unsere Funde zeigen, dass Bernsteine mit Einschlüssen von Fossilien auch auf der Südhalbkugel der Erde in großen Lagerstätten vorkommen. Über 30 Bernsteinfundstellen haben wir in ganz Neuseeland dokumentieren können", erklärt Schmidt. "Die Bernsteine und ihre Einschlüsse helfen, die komplizierte geologische und biologische Geschichte Neuseelands zu entschlüsseln."

Exemplar eines fossilen Pseudoskorpions der Gattung Philomaoria.
Foto: International Association for Gondwana Research und Alexander Schmidt, Universität Göttingen

Die neu entdeckten Fossilien aus dem Oligozän und Miozän sind 15 bis 25 Millionen Jahre alt. Unter den zahlreichen im neuseeländischen Bernstein eingeschlossenen Gliederfüßern befinden sich Spinnen mit Resten ihrer Netze und darin gefangene Beute, Pseudoskorpione, bodenbewohnende Milben, verschiedene Mücken, Schildläuse, parasitische Wespen, Ameisen, Käfer und Staubläuse. Insgesamt handelt es sich um Vertreter von zehn Ordnungen und etwa 20 Familien von Gliederfüßern; hinzu kommen verschiedene Pilze und Pflanzenreste.

Erster fossiler Beleg eines Rußtaupilzes der Südhemisphäre.
Foto: International Association for Gondwana Research und Alexander Schmidt, Universität Göttingen

Harz von Kauri-Bäumen

"Einige dieser Gliederfüßer repräsentieren die ersten fossilen Belege ihrer Gruppen von der gesamten Südhalbkugel", sagt Lee. Das fossile Harz stammt von den Vorläufern der Kauri-Bäume, die heute noch auf der Nordinsel Neuseelands zu Hause sind und nach wie vor sehr viel Harz abgeben. "Das heißt, dass sich die pflanzliche Herkunft der neuseeländischen Harze seit mindestens 25 Millionen Jahren nicht geändert hat. Die Bernsteinfossilien helfen daher zu verstehen, wie sich diese sehr langlebigen Waldökosysteme in geologischen Zeitmaßstäben entwickelt haben", so Lee. (red, 6.2.2018)