In einem kann man deutschnationalen Bundesbrüdern schwer widersprechen: Die Art und Weise, wie sich die Bundesregierung auf die Burschenschaft Germania zu Wiener Neustadt einschießt, hat tatsächlich etwas Ungerechtes an sich – allerdings aus anderen Gründen, als ihre Verteidiger ins Treffen führen.

Die Ungerechtigkeit besteht nicht etwa darin, dass Germania-Mitglieder wie Udo Landbauer, einst Spitzenkandidat der FPÖ in Niederösterreich, nun geächtet werden. Ob dieser die unsägliche Strophe, die über den Holocaust spottet, im Liederbuch gesehen hat oder nicht: So etwas passiert nicht aus heiterem Himmel, sondern spiegelt eine im Milieu vertretene Geisteshaltung wider. Landbauer hat gewusst, in welcher Gruppe er sich da engagiert.

Einseitig ist aber, wenn jene in der Regierung, die sich nun lauthals empören, ausschließlich auf die Germanen abzielen. Die Neustädter Burschenschaft ist keinesfalls die einzige, in der antisemitische oder rechtsextreme Traditionen überlebt haben. Die Wiener Olympia etwa ist mit Kontakten zur Neonaziszene aufgefallen – was zwei blaue Nationalratsabgeordnete und mehrere Landtagsmandatare nicht daran hindert, dort Mitglied zu sein.

Meinen es ÖVP und FPÖ ernst damit, für politische Hygiene zu sorgen, müssen sie auch die Verstrickungen anderer Burschenschafter durchleuchten – und dann durchgreifen. Mit den Germanen allein ist es nicht getan. (Gerald John, 4.2.2018)