Man kann es natürlich positiv sehen: Die Verzehnfachung des US-Atomarsenals, die Präsident Donald Trump im Sommer noch spontan verlangt haben soll, findet sich nicht in der amerikanischen Nuklearstrategie. Berater haben ihm wohl erläutern können, wieso Amerika nicht 68.000 Nuklearsprengköpfe benötigt – mehr, als beide Gegner im Kalten Krieg gemeinsam hatten.

Dass das der erfreuliche Aspekt ist, zeigt aber auch, wie besorgniserregend der am Freitag präsentierte Bericht ist. Statt wie sein Vorgänger Barack Obama das Arsenal zu reduzieren, will Trump die Waffen selbst kleiner machen – weil Atombomben mit geringerer Sprengkraft leichter einsetzbar sind. Man will flexibel sein und abschrecken. Der Gegner sollen wissen, dass ein "begrenzter" Atomschlag im Extremfall auch Reaktion auf einen Cyberangriff sein könnte, wenn dieser die US-Infrastruktur trifft.

Richtig: Auch China und Russland haben kürzlich ihre Arsenale erneuert. Das Argument, dass es Waffengleichheit brauche, überzeugt trotzdem nicht. Im Kalten Krieg trug laut Anhängern nuklearer Bewaffnung das "Gleichgewicht des Schreckens" dazu bei, einen Krieg zu verhindern: Wer einen Atomschlag erwog, wusste, dass dies die eigene Vernichtung wahrscheinlich machte. Auf "Mini-Nukes" trifft dieses Argument nicht zu. Sie würden regionale Apokalypsen auslösen, aber vielleicht keinen globalen Atomkrieg. Das macht ihren Einsatz wahrscheinlicher. (Manuel Escher, 4.2.2018)