London – Tausende Menschen haben am Samstag bei einer Demonstration in London Maßnahmen für ein rasches Ende der Gesundheitskrise in Großbritannien gefordert. Nach Ansicht von Kritikern erlebt der vor allem über Steuern finanzierte staatliche Gesundheitsdienst NHS (National Health Service) den schlimmsten Winter seit Gründung vor fast 70 Jahren.

An dem Protestzug nahmen unter anderem Vertreter von Gewerkschaften und Verbänden aus dem Gesundheitsbereich teil. "Es ist Zeit, dass die Regierung aufhört, Patienten, Pflegepersonal, Ärzte, Immigranten, die Grippe und Senioren für die Defizite verantwortlich zu machen", hieß es vonseiten der Organisatoren. Auf den Protestschildern standen Botschaften wie "Mehr Personal, mehr Betten, mehr Geld" oder "Werft die (regierenden) Tories raus". Schauspieler Ralf Little zeigte sich entsetzt über Berichte, wonach Polizeifahrzeuge Patienten in Kliniken bringen würden, weil nicht genügend Krankenwagen zur Verfügung stünden.

40.000 unbesetzt

Allein in England seien zurzeit mehr als 40.000 Stellen von Krankenschwestern und Krankenpflegern unbesetzt, sagte die Präsidentin des Königlichen Colleges für Krankenpflege, Cecilia Anim.

Erst kürzlich mussten in Großbritannien Zehntausende Operationen verschoben werden; auch Krebspatienten waren betroffen. Premierministerin Theresa May hatte dies mit besonderen Umständen im Winter begründet, dazu zählte sie auch die Häufung von Grippefällen. Der NHS stößt in vielen Jahren im Winter an seine Grenzen.

Ärzte aus Dutzenden Krankenhäusern hatten May vor kurzem in einem Schreiben auf "nicht mehr akzeptable Zustände" wegen chronischer Unterfinanzierung hingewiesen. Sie sorgten sich um die Sicherheit von Notfallpatienten. In den oft überfüllten Kliniken sterben den Medizinern zufolge Kranke sogar auf Korridoren. In einigen Notfallaufnahmen warteten über 50 Patienten gleichzeitig auf ein Bett. Die Ärzte publizierten ihren Brief im "Health Service Journal". (APA, 3.2.2018)