Karte mit den Positionen von Riesensternen im Halo, die bei einer Himmelsdurchmusterung entstanden ist.
Foto: Giuseppina Battaglia

San Cristóbal de La Laguna – Erst im Jahr 2003 wurde eine Galaxie entdeckt, die uns Milchstraßenbewohnern eigentlich so nahe ist wie keine andere: Die Canis-Major-Zwerggalaxie ist mitsamt ihren etwa eine Milliarde Sternen nämlich bereits so stark mit der Milchstraße verschmolzen, dass man sie kaum noch als eigene Struktur erkennen kann. Sie liegt in der galaktischen Hauptebene und ist sogar etwas näher am Milchstraßenzentrum als unser Sonnensystem.

Kollisionen und Verschmelzungen gelten als der übliche Weg, auf dem Galaxien wachsen. Spanische Astronomen haben sich nun auf die Suche nach weiteren Spuren ehemaliger Galaxien gemacht, die von der Milchstraße verschlungen wurden. Dabei konzentrierten sie sich auf den Halo – eine annähernd kugelförmige Struktur, die die gesamte Milchstraße umschließt und unter anderem eine Reihe von Kugelsternhaufen enthält.

Kosmische Forensik

Und das Team um Giuseppina Battaglia vom Instituto de Astrofísica de Canarias glaubt auch bereits fündig geworden zu sein. Die Forscher führten spektroskopische Analysen von Sternen in den äußeren Bereichen des Halos durch – Spektroskopie ermöglicht die Analyse der chemischen Zusammensetzung von Sternen, und diese gibt Aufschluss über die kosmische Umgebung, in der die betreffenden Sterne entstanden sind.

In einem Sample von 28 Roten Riesen aus der untersuchten Region fanden die Forscher klare Unterschiede zu vergleichbaren Sternen in den inneren Bereichen des Halos. Dafür zeigten die Sterne Parallelen zu solchen aus der Großen Magellanschen Wolke und der Sagittarius-Zwerggalaxie – zwei Satellitengalaxien der Milchstraße. Die Astronomen vermuten daher, dass sich in den Außenbereichen des Halos die letzten Überreste von einer oder auch mehreren Zwerggalaxien befinden, die von der Milchstraße verschlungen wurden. (red, 4. 2. 2018)