Ein Politprofi, der sich erst in seiner neuen Rolle zurechtfinden muss: Gottfried Waldhäusl, Landesrat in spe.

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St. Pölten – Gottfried Waldhäusl will das nicht. Der FPÖ-Politiker würde lieber bleiben, was er ist: Klubobmann der FPÖ im niederösterreichischen Landtag und Vizebürgermeister von Waidhofen an der Thaya. Doch die Loyalität zur Partei – vielleicht auch die Partei selbst – zwingt ihn dazu. Am Wahlsonntag sagte er noch, er stehe als Landesrat nicht zur Verfügung, tags darauf erklärte Waldhäusl, er wehre sich gerade "mit Händen und Füßen" gegen den Job in der Landesregierung. Am Dienstag hieß es dann: Wenn es für Land und Partei so am besten ist, stelle er sich nicht dagegen.

So war es dann auch: Weil Udo Landbauer nach der Affäre um das Nazi-Liedheft in seiner Burschenschaft als Landesrat nicht infrage kommt, muss Waldhäusl einspringen. Gegen seinen Willen und gegen sein Naturell. Denn durch staatsmännisches Auftreten ist der Waldviertler bisher nicht aufgefallen.

Waldviertler Zungenschlag

In der Rolle des Klubobmanns ist der 56-Jährige dagegen bisher aufgegangen. "Von einem Klubobmann erwartet man, dass er grobes Holz schlägt", sagt Alfredo Rosenmaier, der bis vor kurzem Waldhäusls Kollege als SPÖ-Klubchef war. Die Umstellung auf die eher sachliche und verbindende Rolle des Landesrats traut Rosenmaier dem künftigen Regierungsmitglied zwar zu, "aber er wird sicher mit sich selbst zu kämpfen haben" und "ein paar Mal bis zehn zählen, bevor er sein Herz auf die Zunge legt".

Im Landtag redet sich Waldhäusl manchmal in Rage. Als ÖVP, SPÖ und Grüne einen blauen Antrag ablehnten, der chemische Kastration für Sexualstraftäter forderte, nannte er sie "Anwälte von Kinderschändern". 2011 sorgte er für Aufregung, weil er angesichts von Kürzungen bei Familienleistungen kritisierte, dass für Familien kein Geld da sei, "Schwuchteln" aber unterstützt würden. Den Waldviertler Zungenschlag legt Waldhäusl, der den Bauernhof seiner Eltern übernommen hat, dabei nie ab, wie ein Zusammenschnitt seiner Reden auf Youtube zeigt.

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"Abartige Kunst"

Aber auch schriftlich fühlte sich der Landesrat in spe bisher an wenige Grenzen gebunden: Noch im Wahlkampf nannte er die Landeshauptfrau, mit der er nun zusammenarbeiten will, "Gesetzesbrecherin", weil die Volkspartei angeblich an einer Waidhofener Schule Wahlwerbung betrieb: "Die Mikl-ÖVP hat sich im unsäglichen Machtrausch das ganze Land unter den Nagel gerissen, agiert in einer penetranten Arroganz und hält sich, wie man sieht, auch an keine Gesetze", schrieb Waldhäusl damals. Eine vom Land unterstützte Ausstellung, bei der eine Marienstatue mit einem Kondom überzogen war, nannte Waldhäusl "abartige Kunst".

Vom Landtag muss sich der erfahrene Politiker jetzt verabschieden. 1998 zog Waldhäusl in das Landesparlament ein, davor war er drei Jahre lang Mitglied des Bundesrats. Erste Erfahrungen in der Politik machte er 1990 im Gemeinderat im Waldviertler Ort Pfaffenschlag, mit der Übersiedlung in die Nachbarstadt Waidhofen an der Thaya zog er dort in den Gemeinderat ein.

Aufgekündigte Koalition

In der neuen Heimatstadt war der Stil anders – aber nur für eine Zeit, sagt zumindest Bürgermeister Robert Altschach (ÖVP). "Solange wir eine Koalition gehabt haben, war er sehr konstruktiv", sagt der Ortschef zum STANDARD. Dann habe Waldhäusl aber "aus mir nicht nachvollziehbaren Gründen einen Streit vom Zaun gebrochen" und die Koalition aufgekündigt. "Seitdem ist er bei uns auch angriffig", sagt Altschach.

Der Bürgermeister bezeichnet seinen Vize als "Politprofi", er liefere aber "viele kleine Scharmützel und Fouls, die man einfach in einer guten Zusammenarbeit nicht macht". Im Waidhofener Koalitionskrach habe er "mit Unwahrheiten jongliert und teilweise auch Untergriffe" getätigt. Waldhäusl war für den STANDARD nicht erreichbar.

Rechtlich kann Waldhäusl seinen Job als Vizebürgermeister behalten – das Gesetz verbietet es Niederösterreichs Landesräten nur, gleichzeitig Bürgermeister zu sein. Dass es sich zeitlich ausgeht, bezweifelt Altschach aber, "da stelle ich ein großes Fragezeichen dahinter. Eine der beiden Aufgaben wird sicher darunter leiden." Der Bürgermeister wünscht Waldhäusl "aber wirklich alles Gute" für die neue Aufgabe. (Sebastian Fellner, 1.2.2018)