Harare – Knapp zwei Jahrzehnte nach der Vertreibung zahlreicher europäischstämmiger Farmer aus Simbabwe will die neue Regierung die Hürden für die Verbliebenen abbauen. Anstelle der bisher auf fünf Jahre befristeten Pachtverträge sollen "alle weißen Farmer" künftig Verträge mit einer Laufzeit von 99 Jahren für ihr Agrarland bekommen, heißt es in einer Anordnung des Landwirtschaftsministeriums, die der Nachrichtenagentur AFP am Mittwoch in Harare vorlag.

Der ehemalige Präsident Robert Mugabe hatte tausende weißer Farmer enteignen lassen und sie so außer Landes getrieben. Nach Mugabes Darstellung sollte dieser Schritt das Unrecht aus der britischen Kolonialzeit wiedergutmachen.

Agrarsektor brach zusammen

Kritiker verweisen aber darauf, dass die frei werdenden Farmen hauptsächlich an Mugabes Günstlinge verteilt wurden, von denen nur wenige über landwirtschaftliche Erfahrungen verfügten. Der einstmals wichtige Agrarsektor brach zusammen, Simbabwes Volkswirtschaft stürzte in eine Krise, von der sie sich bis heute nicht erholt hat. Das Land, das früher als Kornkammer des südlichen Afrika galt, ist inzwischen auf Nahrungsimporte angewiesen, um seine verarmte Bevölkerung zu ernähren.

Der neue Präsident Emmerson Mnangagwa, der Mugabe im vergangenen Jahr ablöste, will Simbabwes Wirtschaft wiederbeleben. Er ordnete im Dezember die Rückgabe von Farmen an, die illegal enteignet worden waren.

Nach Angaben des Agrarverbands Commercial Farmers' Union (CFU) sind derzeit nur noch rund 200 weiße Farmer in Simbabwe aktiv. Verbandschef Ben Gilpin reagierte am Mittwoch zurückhaltend auf die Ankündigung verlängerter Pachtverträge. Er habe die Regierung um Klärung gebeten, sagte er AFP. Anfragen bei verschiedenen Regierungsstellen hätten zunächst abweichende Antworten zu Einzelheiten der Angelegenheit ergeben. (APA, 31.1.2018)