Der bundesweit bekannteste Migrantensprössling in Österreich ist zurzeit der niederösterreichische FPÖ-Spitzenkandidat Udo Landbauer. Von seiner persischen Mutter hat er, wie er sagt, zwar kein einziges Wort Farsi mitbekommen, wohl aber seine schönen dunklen Augen und seine pechschwarze Haartolle. Paradox, aber wahr: Wer sehen will, wie ein typischer junger Mann mit Migrationshintergrund aussieht, muss sich an den Vizevorsitzenden einer naziaffinen schlagenden Burschenschaft halten.

Laut Statistik hat jeder fünfte in Österreich lebende Mensch einen Migrationshintergrund. Dazu zählen alle jene, die, wie Udo Landbauer, entweder selbst im Ausland geboren sind oder einen im Ausland geborenen Elternteil haben. In Wien ist es jeder Zweite. Aber wo sind alle diese Leute? Man sieht sie auf der Straße, als Arbeiter in den Betrieben, als Angestellte in Banken und Läden. Aber man sieht sie nicht in öffentlichen Ämtern, auf dem Fernsehschirm oder in der Werbung. Möbel, Waschmittel, Autos – alle Kunden dieser Produkte sind offenbar "reine" Österreicher. Die Wirtschaftskammer wirbt für ihre Lehrlingsausbildung mit einer ganzen Galerie junger blauäugiger Blondschöpfe. Es gibt keinen migrantisch aussehenden ORF-Moderator oder -Moderatorin. Die österreichische Wirklichkeit wird in diesem gewissermaßen offiziellen Spiegel nicht wiedergegeben.

Anders in Deutschland und besonders in Skandinavien. Wer die dortigen – übrigens ausgezeichneten – Fernsehserien verfolgt, kriegt in jeder Folge einen Kommissar oder eine Kommissarin zu sehen, die offensichtlich keine schwedischen oder dänischen Vorfahren haben. Jeder Fernsehzuschauer bekommt ganz selbstverständlich und unausgesprochen mit: Das sind unsere Leute. Sie gehören zu uns. Sie sind Schweden oder Dänen oder Norweger, genauso wie wir.

Gutmenschenpropaganda? Nein, Realismus. Herfried Münkler, der wohl bekannteste deutsche Politologe, hat in seinem vieldiskutierten Buch "Die neuen Deutschen gemeinsam" mit seiner Frau Monika mit einem großen Aufwand an Zahlen und Analysen schlüssig nachgewiesen, dass Deutschland eine Einwanderungsgesellschaft ist und auch in Zukunft sein wird. Allein die Tatsache, dass Deutschland in den nächsten siebzehn Jahren sechs Millionen neue Arbeitskräfte brauchen wird, die es selber nicht aufbieten kann, lässt klar werden, dass es zur Zuwanderung keine Alternative gibt. Der Kernsatz lautet: "Die neuen Deutschen – das sind wir."

In Österreich ist es nicht anders. Das einzige Feld, in dem das auch öffentlich sichtbar wird, ist neben dem Sport der Bereich Kunst und Kultur. Dort, wo es wirklich auf Leistung und auf nichts anderes ankommt, sind die ausländischen Namen in der Szene nicht wegzudenken. Nicht nur in der Musik, wo Sprache keine Rolle spielt, sondern auch in der neuen österreichischen Literatur, von Ilija Trojanow über Julya Rabinowitsch bis zu Michael Stavaric und Radek Knapp. Wenigstens dort sind die neuen Österreicher ein für alle Mal angekommen.

Die Freiheitlichen haben stets erklärt, dass nichts schlimmer ist als Zuwanderung und dass der Zuzug von außen die eigene österreichische Identität schädigt und zerstört. Und das Allerärgste: Vermischung. Das sei "Völkermord", schrieb ein besonders eifriger Internetuser.

Den Gegenbeweis hat ausgerechnet die Burschenschaft Germania angetreten. Menschen mit Migrationshintergrund sind okay, wissen wir jetzt. Dank Udo Landbauer. (Barbara Coudenhove-Kalergi, 31.1.2018)