Die bislang detaillierteste Aufnahme von Lupus 3.
Foto: ESO/R. Colombari

Heidelberg – Nach einem kleineren Bild im Jahr 2013 präsentierte die Europäische Südsternwarte (ESO) nun eine spektakuläre Weitwinkelaufnahme von Lupus 3. Dabei handelt es sich um einen Abschnitt eines Dunkelwolken-Komplexes, zugleich aber auch um eine Region, die durch neugeborene Sterne erhellt wird. Das Bild entstand aus Einzelaufnahmen, die mit dem VLT Survey Telescope und dem MPG/ESO 2,2-Meter-Teleskop aufgenommen wurden.

Lupus 3 liegt etwa 600 Lichtjahre von uns entfernt im Sternbild des Skorpions. Die sogenannten Lupuswolken, zu denen sie gehört, haben ihren Namen vom benachbarten Sternbild des Wolfs (Lupus). Die Wolken ähneln Rauch, der vor dem Hintergrund von Millionen von Sternen wogt. Es handelt sich dabei um große Schwaden aus Gas und Staub zwischen den Sternen, die sich manchmal über Hunderte von Lichtjahren erstrecken.

Dunkelwolken und Protosterne

Während viele kosmische Nebel durch die intensive Strahlung heißer Sterne erhellt werden, verhüllen Dunkelwolken das Licht der darin befindlichen Himmelskörper. Sie werden auch als Absorptionsnebel bezeichnet, weil sie aus kalten, dichten Staubpartikeln bestehen, die das auf ihnen eintreffende Licht absorbieren und streuen. Bekannte Dunkelnebel sind der Kohlensack und der sogenannte Große Riss nahe dem Zentrum der Milchstraße. Beide sind groß genug, um mit bloßem Auge gesehen zu werden, und erscheinen tiefschwarz gegen die Helligkeit der Milchstraße.

European Southern Observatory (ESO)

Lupus 3 hat eine unregelmäßige Form, die wie eine unförmige Schlange am Himmel erscheint. In diesem Bild ist es eine Region der Kontraste aus dicken, dunklen Strängen, die dem grellen Licht der hellen, blauen Sterne in der Mitte gegenübergestellt sind. Wie die meisten Dunkelnebel ist Lupus 3 eine aktive Sternentstehungsregion, die sich hauptsächlich aus Protosternen und sehr jungen Sternen zusammensetzt.

Störungen in der Nähe können dazu führen, dass sich die dichteren Klumpen des Nebels unter ihrer eigenen Schwerkraft zusammenziehen und dabei heißer werden und Druck aufbauen. Schließlich entsteht unter den extremen Bedingungen im Zentralbereich dieser kollabierenden Wolke ein Protostern.

Aus der Dunkelheit emporgestiegen

Die beiden hellsten Sterne in der Mitte dieses Bildes haben genau diesen Prozess durchlaufen. Zu Beginn ihres Lebens wurde die von ihnen ausgesandte Strahlung weitgehend durch den dichten Schleier des Nebels blockiert und war nur mit Teleskopen für Infrarot- und Radiowellen sichtbar. Als sie immer heißer und heller wurden, fegten ihre intensive Strahlung und die starken stellaren Winde die umliegenden Gebiete frei von Gas und Staub und ließen sie aus ihrer düsteren Kinderstube auftauchen und hell aufleuchten.

European Southern Observatory (ESO)

Die beiden Sterne sind noch sehr jung – so jung, dass die Kernfusion in ihren Kernen noch nicht gezündet hat. Stattdessen entsteht ihre Helligkeit durch die Umwandlung von Gravitationsenergie in Wärme, da sich ihre turbulenten Zentralbereiche zusammenziehen. Astronomen gehen davon aus, dass sich unsere Sonne in einer Sternentstehungsregion gebildet hat, die dem heutigen Lupus 3 vor über vier Milliarden Jahren sehr ähnlich war. (red, 3. 2. 2018)