Foto: Dreamhack AB
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STANDARD: Sie sind seit 2008 im E-Sport tätig, wie hat sich das ergeben?

Gansterer: Ich habe 2000 begonnen "Quake 3" zu spielen, war aber aufgrund meiner damaligen 56k-Modem-Internetverbindung darauf beschränkt, offline gegen Bots zu spielen. So konnte ich nur circa einmal im Jahr auf LAN-Events unter fairen Bedingungen gegen "echte" Gegner spielen. Dadurch, dass ich also selbst nicht wirklich spielen konnte, habe ich meine Zeit meistens damit verbracht, internationale Turniere zu verfolgen, und versucht, mir ein paar Tricks der Topspieler abzuschauen. Als ich 2006 Zugang zu einer besseren Internetverbindung bekam, habe ich dann auch online mehr Zeit darin investiert, besser zu werden, was darin resultierte, dass ich mich für mein erstes internationales Turnier beim Electronic Sports World Cup in Paris qualifizieren konnte. Das Erlebnis eines solchen Events und die dadurch neu gewonnen Freunde haben mich dann schlussendlich dazu gebracht, immer wieder an solchen Turnieren teilzunehmen.

STANDARD: Professionelles Gaming war zum damaligen Zeitpunkt wohl nur einer kleinen Minderheit in Österreich bekannt. Hat sich hier etwas getan?

Gansterer: Ich habe eher das Gefühl, dass es damals mehr und größere österreichische Communitys rund um Spiele wie "Quake", "Warcraft 3" oder "Counter Strike" gab. ESL hatte sogar eigene Profiligen für den alpinen Bereich (ESL Pro Series). Über die Zeit sind die Spielerzahlen dieser Spiele aber zurückgegangen, und Millionenhits wie "League of Legends" oder "DotA2" waren damals noch kein Thema. Damit sind dann über die Zeit auch viele Teams, Communitys und Ligen verschwunden. Langsam scheint sich aber tatsächlich wieder etwas zu tun: E-Sport-Bars, Barcraft, neu angekündigte Ligen wie die "A1 eSports League Austria", neue Community-Websites, neue (und alte) Teams. Das klingt alles recht vielversprechend.

STANDARD: Sie sind jetzt 31, immer noch tätig und konnten Ihre größten Erfolge im vergangenen Jahr verzeichnen. Wieso in einem für E-Sportler hohem Alter?

Gansterer: Um in "Quake" auf dem höchstem Level mitzuspielen, braucht es vor allem viel Erfahrung. Ich spiele jetzt wesentlich besser als noch vor zehn Jahren, weil ich in diesem Zeitraum unter anderem gelernt habe, Situationen besser einzuschätzen, das Verhalten meiner Gegner "vorherzusehen" oder auf kaum wahrnehmbare Abläufe im Spiel zu reagieren. Mein Aim, also die Fähigkeit zu zielen, oder meine Reaktionszeiten haben sich über die Jahre durch mein Alter auch nicht merklich verschlechtert.

STANDARD: Wie sind Sie eigentlich zu "Quake" gestoßen, und was macht für Sie die Faszination an dem Game aus?

Gansterer: Mein ältester Bruder hat früher "Quake 2" und später "Quake 3" gespielt, und da man als kleiner Bruder vieles nachmachen möchte, bin ich dann ebenfalls daran hängen geblieben. Was mich immer wieder zu der Spielreihe zurückbringt, sind die unterschiedlichen Bewegungsarten der Titel, die einem ein Gefühl von Geschwindigkeit und Freiheit vermitteln und die fast ans Fliegen grenzen, wenn man die Mechaniken einmal gemeistert hat. Nicht umsonst gibt es tausende Trick-Jump-Videos oder eigene Race-Modi, in denen es nur darum geht, so schnell wie möglich ins Ziel zu kommen.

STANDARD: Die Popularität von "Quake" ist in den vergangenen Jahren zurückgegangen – haben Sie schon überlegt; auf ein anderes Game zu wechseln?

Gansterer: Ich spiele "Quake" hauptsächlich, weil es mir Spaß macht. Dass ich damit auch Preisgelder gewinnen kann, war und ist für mich nur ein netter Bonus. Wäre das nicht so, hätte ich wohl schon vor Jahren aufgehört oder mich an einem anderen Game versucht. Natürlich spiele ich aber in meiner Freizeit mit Freunden auch anderes, in letzter Zeit zum Beispiel häufig "Fortnite Battle Royale".

STANDARD: Sie sind hauptberuflich Webdeveloper – wie viele Stunden bleiben da für Training in der Woche?

Gansterer: Wenn ein Turnier ansteht, spielen wir als Team fünf- bis sechsmal pro Woche, jeweils zwei bis vier Stunden am Abend. Eins zu eins trainiere ich immer dann, wenn Zeit ist. Solche Matches dauern in der Regel nicht länger als 15 Minuten und können so leicht zwischen den Teamtrainings eingeschoben werden.

Richard "noctis" Gansterer in seinem Element.
Alex Kurikh

STANDARD: Wie lange wollen Sie eigentlich noch im E-Sport tätig bleiben?

Gansterer: Darüber denke ich nicht nach. Wenn es kein Spiel mehr gibt, in dem ich gut genug bin, um bei großen Turnieren mitzuspielen, dann werde ich wohl zum "Casual Gamer" werden. Momentan helfe ich bei der Entwicklung des First-Person-Shooters "Diabotical" mit, unter der Leitung meines "Quake"-Champions-Teamkollegen James "2GD" Harding, dessen Name eventuell "DotA"-Spielern bekannt ist. Also werde ich wahrscheinlich in irgendeiner Form im E-Sports-Bereich tätig bleiben, auch wenn ich selbst vielleicht nicht mehr an Wettkämpfen teilnehmen kann. (Daniel Koller, 13.2.2018)