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Türkisches Flaggenmeer an der Grenze zu Syrien. Derzeit sind türkische Soldaten auch im Nachbarland im Einsatz. Wer diesen Umstand in der Türkei kritisiert, lebt gefährlich.

Foto: AP / Lefteris Pitarakis

Istanbul/Damaskus – Wegen Kritik am Militäreinsatz in Syrien hat die türkische Polizei Razzien gegen zahlreiche Ärzte durchgeführt. Die Festnahme von elf führenden Mitgliedern der Türkischen Ärztevereinigung (TTB) wurde angeordnet, wie die Anwältin der Vereinigung, Ziynet Özcelik am Dienstag einem Reporter der dpa bestätigte.

Ihnen werde "Propaganda für eine Terrororganisation" und "Aufwiegelung des Volks zu Hass und Feindseligkeit" vorgeworfen. Neun Mitglieder seien bereits in verschiedenen Städten festgenommen worden. Darunter sei der Vorsitzende Rasit Tükel.

Irreparable Schäden

Die TTB hatte in der vergangenen Woche eine Erklärung verbreitet, in der sie unter anderem vor "irreparablen Schäden" durch Krieg warnte und Krieg als ein "Problem der öffentlichen Gesundheit" bezeichnete. Zum Schluss der Erklärung hieß es: "Nein zum Krieg. Frieden, jetzt sofort!"

Anwältin Özcelik sagte, Grund für die Festnahme sei diese Erklärung gegen den Krieg. Die Vorwürfe gegen die Ärzte seien "völlig rechtswidrig".

Erdogan nennt Kritiker "Terroristenliebhaber"

Staatspräsident Tayyip Erdogan hatte die Mitglieder des Verbandes in seinen Reden mehrmals attackiert und sie unter anderem als "Terroristenliebhaber" und Unterstützer von Imperialisten bezeichnet. Nach Angaben der Zeitung "Hürriyet" leitete die Staatsanwaltschaft in Ankara daraufhin Ermittlungen ein.

Der Türkei-Experte von Amnesty International, Andrew Gardner, schrieb auf Twitter: Aufgabe der Regierung sollte sein, die Ärztevereinigung vor Androhung von Gewalt zu schützen. "Stattdessen nimmt sie heute Morgen Ärzte unter falschen Vorwürfen der 'Terrorpropaganda' aus ihren Betten heraus fest."

Die türkische Armee hatte am 20. Jänner einen Militäreinsatz gegen die kurdische Miliz YPG in Nordwestsyrien gestartet. (APA, 30.1.2018)