Andrew McCabe zieht sich frühzeitig von seinem Amt als Vize-FBI-Chef zurück.

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Washington – FBI-Vizechef Andrew McCabe, der seit langem in der Schusslinie von US-Präsident Donald Trump stand, tritt zurück. Das berichteten US-Medien am Montag. Aus dem Umfeld des FBI-Vizes verlautete, McCabe werde mit sofortiger Wirkung nicht mehr zum Dienst erscheinen. Über den Schritt war bereits seit längerem spekuliert worden, der abrupte Rückzug kommt dennoch überraschend. Eigentlich sollte er erst im März aus dem Amt scheiden.

Ob McCabes Rücktritt mit dem Druck zu tun hat, unter den ihn der Präsident seit Monaten gesetzt haben soll, blieb unklar. Trumps Sprecherin Sarah Sanders sagte, die Rücktrittsentscheidung sei "nicht im Weißen Haus getroffen worden". Die "New York Times" berichtete am Montag unter Berufung auf zwei McCabe nahestehende Personen, er sei von FBI-Chef Christopher Wray unter Druck gesetzt und zum Rückzug bewegt worden. Wray habe McCabe demnach eine Versetzung vorgeschlagen, McCabe habe abgelehnt und sich zum Rücktritt entschlossen.

McCabe, der mehr als zwei Jahrzehnte lang für die Bundespolizei arbeitete, ist ein Vertrauter des früheren FBI-Direktors James Comey. Trump hatte Comey im Mai überraschend gefeuert. Der Präsident begründete den Rauswurf damals unter anderem mit den FBI-Ermittlungen zur Russland-Affäre – also zu möglichen illegalen Kontakten des Trump-Teams nach Moskau in der Zeit vor Amtsantritt des Präsidenten.

Frage nach der Wahl

Nach Comeys Entlassung übernahm McCabe dann kommissarisch die Behördenleitung, bis im August Christopher Wray sein Amt antrat. Trump nahm McCabe jedoch von früh an ins Visier und soll ihn immer wieder als Mann der Demokraten bezeichnet haben.

Die "Washington Post" berichtete in der vergangenen Woche, dass McCabe kurz nach Comeys Rauswurf vom Präsidenten gefragt worden sei, wen er bei der Präsidentenwahl 2016 gewählt habe. Eine solche Frage stellt einen Tabubruch dar – zumal die Ermittlungsbehörden ihre Arbeit in weitgehender Unabhängigkeit vom Weißen Haus verrichten sollen. McCabe antwortete dem Bericht zufolge seinerzeit, dass er nicht gewählt habe.

Trump machte der Zeitung zufolge bei dem Gespräch mit McCabe im Oval Office auch seinem Ärger darüber Luft, dass dessen Frau den Demokraten angehört und Spendengelder von einer der früheren Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton nahestehenden Organisation erhalten hatte. Jill McCabe hatte 2015 für einen Sitz im Regionalparlament des US-Staats Virginia kandidiert, bei der Wahl aber verloren.

Öffentliche Kritik

McCabe habe das Gespräch mit dem Präsidenten als "beunruhigend" empfunden, zitierte die "Washington Post" einen früheren Regierungsmitarbeiter. Trump wiederum kommunizierte auch später immer wieder seine Frustration über McCabe – dies teilweise auch öffentlich. So kritisierte der Präsident beispielsweise im Juli auf Twitter seinen Justizminister Jeff Sessions dafür, dass dieser den "Comey-Freund" McCabe nicht von der FBI-Spitze entfernt habe.

Trump und Sessions sollen in den vergangenen Wochen den Druck auf FBI-Chef Christopher Wray massiv erhöht haben, Umbesetzungen auf der oberen Führungsebene vorzunehmen. Beamte aus der Comey-Zeit sollten gegen neue Leute ausgetauscht werden. Laut Medienberichten der vergangenen Woche ging das so weit, dass Wray mit seinem Rücktritt gedroht habe. (APA, 29.1.2018)