Wien – Nicht nur örtliche Umweltbedingungen, sondern auch die globale Klimageschichte formt die Zusammensetzung von Arten in einer Region, berichtet ein Forscherteam mit österreichischer Beteiligung. Welche Pflanzen heute lokal in Europas Buchenwäldern vorkommen, wurde durch die vorige Eiszeit vor 10.000 Jahren bestimmt. Die Studie erschien im Fachmagazin "Nature Ecology and Evolution".

Für die Arbeit verglich ein internationales Team um Borja Jimenez-Alfaro von der Universität Halle-Wittenberg die Zusammenstellungen der Pflanzen aus 41.173 Buchenwald-Artenlisten in ganz Europa. Diese sind jeweils Momentaufnahmen der Vegetation in Buchenwäldern, und sie wurden in den vergangenen 50 Jahren von verschiedensten Forschern aus unterschiedlichsten Anlässen erstellt.

Während der Eiszeit war es für Buchen in den meisten Teilen des Kontinents zu kalt, sie überlebten nur in bestimmten Rückzugsgebieten. Für Mitteleuropa lag die wichtigste solche Region an der heutigen Grenze von Slowenien und Kroatien, erklärte Wolfgang Willner vom Institut für Naturschutzforschung und Ökologie in Wien, Koautor der Studie. Aber nicht nur die Bäume selbst, sondern auch alle anderen Buchenwald-Pflanzen waren nur mehr in solchen Refugien zu finden.

Rückwanderung mit Ausnahmen

Am Ende der Eiszeit "wanderten" alle wieder zurück in ihre ursprünglichen Verbreitungsgebiete. Manchen Arten ist dies gut gelungen und sie haben es bis zu den britischen Inseln geschafft, andere waren weniger erfolgreich und kamen nur bis zum Südfuß der Alpen, sagte der Botaniker. Die Entfernung zu den einstigen Refugialgebieten spielt demnach eine große Rolle für die heutige lokale Artenvielfalt in Europas Buchenwäldern.

Aber auch die Bedingungen in der Nachbarschaft sind entscheidend, ob eine Art auf einem bestimmten Platz wächst, oder nicht. "Gibt es zum Beispiel im Wienerwald kleinflächig einen Standort, der für eine Art günstig wäre, ist es dennoch unwahrscheinlich, dass sie dort vorkommt, wenn es sonst keinen passenden Standort in der Umgebung gibt", so Willner. Dann wäre es nämlich schwer für die Art, dort überhaupt hinzugelangen. Gab es in der Vergangenheit regional aber viele solcher Standorte, wird sie an diesem heute isolierten Platz viel eher vorhanden sein. "Hier kommt also wieder die Geschichte mit ins Spiel", so der Forscher. (APA, 29.1.2018)