Innsbruck/Wien – Der Geburtstag von Albin Egger-Lienz, der als einer der bedeutendsten Tiroler Maler des 20. Jahrhunderts gilt, jährt sich am Montag zum 150. Mal. Egger-Lienz wurde vor allem durch seine monumental-dekorativen Ölgemälde bekannt, die sich thematisch mit existenziellen Situationen, mit Leid, Tod, Werden und Vergehen beschäftigten.

Doch auch Geschichten aus dem Tiroler Freiheitskampf 1809 und die Schrecken des Krieges bestimmen sein Werk. In den Jahren als Kriegsmaler schuf er zahlreiche Werke mit Motiven aus den Stellungen ohne jegliche Heroisierung. Seine Gemälde aus der Nachkriegszeit gelten als Schreckensbilder des Massenkriegs und der Vernichtung und waren daher hierzulande zuletzt etwa in Ausstellungen über den Ersten Weltkrieg zu sehen.

Existenzielle Situationen bestimmen die Bilder des Tiroler Malers Albin Egger-Lienz. Dieses Kriegsbild entstand 1915.
Foto: Oberösterreichisches Landesmuseum

Seine kargen Alltagsbilder in Umbra wurden von den Nazis ideologisch vereinnahmt. 1943 wurde im Lienzer Schloss Bruck das noch heute bestehende Egger-Lienz-Museum eröffnet. Die offizielle Wertschätzung durch die Nationalsozialisten hat Egger-Lienz' Ruf in der Zweiten Republik nachhaltig beschädigt. So wurde 1968 sein 100. Geburtstag selbst in Tirol weitgehend ignoriert.

Neue Perspektiven auf sein Werk

Erst in den vergangenen Jahren setzte sich die Kunstszene wieder vermehrt mit seinem Werk auseinander. 2008 bemühte sich das Leopold Museum dieses einseitige Bild vom "Blut-und-Boden"-Maler und seiner Verortung dem zwischen Historie und Expressisonismus, aufzubrechen. Und doch bleibt das aktuelle Jubiläum in Österreich weitgehend ohne Widerhall.

Albin Egger-Lienz: "Der Bergmäher" (erste Fassung, 1907, Leopold Museum)
Foto: Leopold Museum

Hodler-Streit und Biennale Venedig 1922

Der am 29. Jänner 1868 als Ingenuin Albuin Trojer in Stribach bei Dölsach in Osttirol Geborene wurde zunächst von seinem Vater Georg Egger, einem Kirchenmaler und Fotografen, unterrichtet. Später studierte er Malerei in München, ging anschließend nach Wien, lebte aber ab 1913 in Südtirol.

Bekannt ist Egger-Lienz aber auch für seinen – als Hodler-Streit in die Kunstgeschichte eingegangenen – Ärger über mangelnde Anerkennung in Österreich: 1912 war er in der Dresdner Ausstellung zur neuen monumentalen Malerei, von der er sich so viel versprochen hatte, völlig untergegangen. Und so ließ er durch seinen Ghostwriter Otto Kunz in der Wiener Sonn- und Montagszeitung Wutschäumendes über den Bevorzugten – Ferdinand Hodler – lancieren: "Die letzte Hufbewegung eines alten Gaules ist gehaltvoller an Formenwert als das Getue dieser affektierten Dame".

Keine Ausstellung zum 150. Geburtstag

1922 wurde ihm aber bei der Biennale Venedig ein eigener Raum gewidmet. Die Kritik lobte "seine Keuschheit", "seine Verinnerlichung", seine "vom Gemeinen abgesonderte Welt". Carlo Carra nannte ihn "einen der bedeutendsten Sterne der Ausstellung".

Zu seinem 150. Geburtstag sind weder seitens der Tiroler Landesmuseen noch seitens des Schloss Bruck Ausstellungen oder Veranstaltungen geplant. In Lienz wird aber ab 18. Mai die Egger-Lienz-Dauerausstellung Ich male keine Bauern, sondern Formen wieder zu sehen sein. Erst 2019 ist in den Landesmuseen die Ausstellung Egger-Lienz trifft Otto Dix geplant. (Anne Katrin Feßler/APA, 29. 1. 2018)