Lungenkrebs ist nach wie vor "der Killer" unter den Krebserkrankungen: Er führt zu den meisten Todesfällen, mehr als bei Brust- und Darmkrebs zusammengenommen. Das Problem dabei: Da Lungenkrebs lange Zeit keine Symptome verursacht, erfolgt die Diagnose meist erst dann, wenn die Erkrankung bereits weit fortgeschritten und die Prognose schon sehr schlecht ist. Rund die Hälfte aller Lungenkrebspatienten wird erst im letzten Krankheitsstadium diagnostiziert. In über 80 Prozent aller Fälle ist Rauchen die Ursache. Nichtrauchen ist und bleibt daher die wirksamste Maßnahme im Kampf gegen Lungenkrebs.

Doch neue Therapieformen – die Immuntherapie und zielgerichtete Therapien – stellen eine neue Behandlungsart dar. Bereits die Hälfte der Lungenkrebspatienten erspart sich damit eine belastende Chemotherapie. Hoffnungen setzen die Experten *jetzt auf eine Kombination der einzelnen Therapien zu einem hochspezifischen, auf den Einzelpatienten abgestimmten Therapiemix", sagt Bernd Lamprecht, Generalsekretär der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie (ÖGP).

Was bisher war

Die Behandlung von Lungenkrebs stand bis vor kurzer Zeit ausschließlich auf drei Säulen: Operation, Strahlentherapie und Chemotherapie. Doch sowohl in der Diagnostik als auch in der Therapie des Lungenkrebses haben die Entwicklung der Immuntherapie und der zielgerichteten Therapien die Behandlungsoptionen erweitert. Denn, so Lamprecht, Vorstand der Klinik für Lungenheilkunde des Kepler Universitätsklinikums Linz, "während die Chemotherapie auch gesunde Zellen angreift, was zu den gefürchteten und den Organismus zusätzlich belastenden Nebenwirkungen führt, greifen die neuen Therapien zielgerichtet den Tumor an."

Lungenkrebs ist nicht gleich Lungenkrebs – es gibt eine Vielzahl von verschiedenen Subtypen. Die neuen Behandlungsoptionen wirken nicht bei allen Krebsarten, doch konnten durch ihren Einsatz bei bestimmten Lungenkrebsformen Behandlungserfolge erzielt werden, die noch vor einigen Jahren unvorstellbar waren. Ein ganz wesentlicher Faktor in diesem Zusammenhang ist die Kenntnis einer Vielzahl von Biomarkern – charakteristische Merkmale am Tumor. Mit ihrer Hilfe können sowohl Aussagen über den Krankheitsverlauf als auch über die Wahrscheinlichkeit des Ansprechens auf ein bestimmtes Medikament getroffen werden. "Man kann zunehmend präziser vorhersagen, welches Medikament bei welchem Patienten am erfolgreichsten zum Einsatz kommen kann", so Lamprecht.

Immer spezifischer werden

Ein bereits in der Vergangenheit beschrittener Weg, der aber durch die neuen Therapien noch deutlich erweitert und vor allem spezifisch auf die jeweilige Tumorart angewendet werden kann, besteht in der Kombination der verschiedenen medikamentösen Therapieformen, dies gegebenenfalls auch im möglichen Zusammenspiel mit Operation und/oder Strahlentherapie. "Zunehmend machen es die verbesserten diagnostischen Möglichkeiten und das sich laufend erweiternde Verständnis der molekularen Grundlagen der Krankheit in Kombination mit der steigenden Anzahl an hochspezifischen Therapieformen möglich, Patienten durch eine spezifisch auf sie abgestimmte Therapie heute viel effektiver zu behandeln. Wir lernen in dieser Hinsicht jeden Tag dazu", so Lamprecht.

In Österreich wird pro Jahr bei rund 4.200 Menschen Lungenkrebs diagnostiziert, etwa 3.600 sterben jährlich daran. Als Hauptverursacher gilt das Rauchen. Durch die Tatsache, dass immer mehr Frauen rauchen, nimmt der Anteil von weiblichen Lungenkrebspatentinnen zu, bei den Männern ist hingegen ein leichter Rückgang zu verzeichnen. "Vier von fünf Lungenkrebspatienten sind oder waren Raucher. Daher ist die effektivste Präventionsmaßnahme, mit dem Rauchen nie anzufangen bzw. so schnell wie möglich wieder damit aufzuhören", so Lamprecht. "Was den Rauchstopp betrifft, gilt: ‚Je früher, desto besser!‘ und ‚Es ist nie zu spät, mit dem Rauchen aufzuhören!‘, denn in jedem Fall verringert sich dadurch das Krebsrisiko. Dies ist mit ein Grund, warum wir Lungenfachärzte das von der neuen Regierung beschlossene Kippen des generellen Rauchverbots in der Gastronomie für schlichtweg verantwortungslos halten", so Lamprecht.

Rechtzeitig erkennen

Um zu verhindern, dass Lungenkrebs in vielen Fällen erst spät diagnostiziert und behandelt werden kann, wird immer wieder die Sinnhaftigkeit von Screenings, also Reihenuntersuchungen von gefährdeten Bevölkerungsgruppen, diskutiert. "Wir wissen aus internationalen Studien, dass die Lungenkarzinom-Sterblichkeit um 20 Prozent, sinkt, wenn gezielt ein Screening von Personen mit hohem Lungenkrebsrisiko durchgeführt wird.

Dies sind Raucher, die älter als 55 Jahre sind und täglich eine Packung Zigaretten oder mehr über 30 Jahre hindurch geraucht haben", erläutert Lamprecht. "Diese Maßnahme ist jedoch mit hohen Kosten verbunden. Abzuwägen dabei ist, ob das Geld nicht besser in die Raucherprävention fließt, da die Wahrscheinlichkeit, an Lungenkrebs zu erkranken, nach sieben Jahren Rauchstopp ebenfalls um 20 Prozent sinkt." (red, 29.1.2018)