Madison – Stadtgebiete haben eine ganze Reihe von Kulturfolgern im Tierreich hervorgebracht: von Insekten über Vögel bis hin zu Wildschweinen und Raubtieren. Vom Menschen geschaffene oder unabsichtlich hinterlassene Nahrungsquellen sind ein wichtiger Pull-Faktor. Dazu kommt aber auch der Umstand, dass vielen Tieren die Städte schlicht entgegenwachsen. Die natürlichen Habitate werden durch die Ausbreitung von Kulturflächen immer stärker fragmentiert, die Tiere entwickeln also zwangsweise eine "städtische" Lebensweise.

Offenbar bieten urbane Gebiete aber mehr Nischen als gedacht. Es können nicht nur Spezies mit sehr unterschiedlicher Lebensweise darin Platz finden, sondern auch einander sehr ähnliche. Forscher der University of Wisconsin demonstrieren dies nun anhand zweier recht nahe verwandter Raubtiere: Rotfüchse und Kojoten. Über ihre Ergebnisse berichten sie im Fachjournal "Plos One".

Unterschiedliche Schwerpunkte

Das Team um Marcus A. Mueller fing elf Kojoten und zwölf Rotfüchse im Stadtgebiet von Madison, Wisconsin ein und versah die Tiere mit Tracker-Halsbändern. Anschließend verfolgten sie deren Bewegungen über fast zwei Jahre hinweg, von Jänner 2015 bis Dezember 2016. Es zeigte sich, dass es zwischen den beiden Spezies räumliche wie auch zeitliche Überlappungen gibt, sie aber unterschiedliche Schwerpunkte haben. Kojoten bevorzugten urbane Räume mit noch recht hohem Naturanteil, Füchse kamen auch mit etwas weiter entwickelten Gebieten zurecht, hatten aber eine Vorliebe für offene Flächen.

Mueller spricht von einem klaren Anzeichen für positive Koexistenz. Stadtgebiete sind in sich offenbar vielfältig genug, um auch einander ähnlichen Spezies Platz zu bieten – die Voraussetzung bleibt allerdings, dass diese in ihrem Verhalten flexibel genug sind. Tiere, die dies nicht schaffen, zählen angesichts der anhaltenden Ausbreitung menschlicher Siedlungsflächen zu den Verlierern. (red, 26. 1. 2018)