In der Dresdner "Tatort"-Folge "Déjà-vu" finden Jugendliche zu Beginn die Leiche des neunjährigen Rico Krüger in einer Tasche am Elbufer. Die Bürger sind in Aufruhr, die Medien schüren Angst, schnelle Ermittlungsergebnisse werden gefordert. Kommissariatsleiter Schnabel reagiert emotional, er konnte das Verschwinden eines anderen Buben vor über drei Jahren nicht aufklären. Gibt es womöglich einen Zusammenhang zwischen den Fällen? Ein Anruf lenkt den Verdacht auf Ricos Schwimmtrainer: Micha Siebert, der mit der Familie befreundet ist, hat angeblich eine pädophile Vergangenheit.

"Der junge Regisseur Dustin Loose hält es aus, Unvereinbares und Unversöhnliches unkommentiert im Raum stehen zu lassen. Das Publikum ist in den besten Szenen dieses multiperspektivischen Krimis auf sich selbst zurückgeworfen", schreibt Christian Buß im "Spiegel". So gesehen sei "Déjà-vu" ein "Tatort" "für den mündigen Zuschauer – und ein echter Modernisierungsschub für den bei seinen 'Tatorten' oft so unglücklich und rückwärtsgewandt agierenden MDR".

Foto: ORF/ARD/MDR

"Regisseur Dustin Loose erzählt eine klar strukturierte 'Es geschah am helllichten Tag'-Geschichte. Und weil das Publikum mehr weiß als die Ermittler, kann es sich auf die Psychologien der Figuren konzentrieren", heißt es in der Kritik von Holger Gertz in der "Süddeutschen Zeitung". "Déjà-vu" mit den Kommissarinnen Sieland und Gorniak sei ernsthafter angelegt als die vorherigen "Tatorte" aus Dresden. Aber der Fall funktioniere besser.

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"Am Polizeiamt herrscht Hochsommer, und ein wenig darf man sich schon wundern über die etwas eigenwillige Programmplanung, ausgerechnet jenen Fall, bei dem alle schwitzen, mitten im Winter auszustrahlen. Darüber hinaus werden allerlei Allgemeinplätze abgeklappert", urteilt Doris Priesching im TV-Tagebuch des STANDARD. "Mob und Journaille – auch so eine nette Verquickung – haben schnell 'den Flüchtling' als Verdächtigen parat, Datenschutz macht vieles schwierig. Nebstbei tun sich Abgründe auf, die zu erkunden Kommissarin Sieland Tränen in die Augen treibt. Dass bei der Überführung wieder einmal 'Kommissar Zufall' die Ermittlungen übernimmt, gehört zu den üblichen Einfallsengpässen. Dass es trotzdem nicht fad wird, liegt am gut eingespielten Trio Höfels, Hanczewski, Brambach."

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