Kaiserslautern – Jeff Strasser, Trainer des deutschen Fußball-Bundesligisten Kaiserslautern, hat beim Abbruch-Drama von Darmstadt wohl keinen Herzinfarkt erlitten. Das ergaben die ersten Untersuchungen des 43-Jährigen. Am Donnerstag leitete sein Assistent Alexander Bugera das Training beim Zweitliga-Schlusslicht. Die Sorge um die ungewisse Zukunft Strassers bewegt aber den deutschen Profifußball.

Kurz bevor Bugera auf dem Betzenberg mit den Profis trainierte, hatte der 1. FC Kaiserslautern mitgeteilt: "Nach ersten Untersuchungen im Krankenhaus in Darmstadt kann ein Herzinfarkt bei FCK-Cheftrainer Jeff Strasser ausgeschlossen werden." Im Laufe des Tages würden weitere kardiologische Untersuchungen erfolgen, um eine eindeutige Diagnose stellen zu können. Wegen des medizinischen Notfalls bei Strasser wurde am Mittwochabend das Kellerduell zwischen dem SV Darmstadt 98 und dem FCK nach der Pause nicht fortgesetzt.

"Jeff hatte wohl im Rahmen der ersten Halbzeit ein Druckgefühl auf dem Brustkorb. Das haben wir dann aus Vorsichtsmaßnahmen erstmal abklopfen lassen und haben dann entschieden, dass es besser ist, sich untersuchen zu lassen", erklärte Lauterns Sportdirektor Boris Notzon, der Strasser ins Krankenhaus begleitet hatte, am Donnerstag dem TV-Sender Sky. "Es war im Nachgang auch die richtige Entscheidung, das Spiel nicht fortzusetzen."

Dem Trainer gehe es den Umständen entsprechend gut. "Das ist so eine Floskel, aber er ist ansprechbar gewesen und alles okay. Er hat Symptome, die abgeklärt werden müssen und das passiert gerade", sagte Notzon.

"Jeder Club hat seine Ärzte jeden Tag da und jeden Tag um sich", sagte Hoffenheims Chefcoach Julian Nagelsmann, der 2015/2016 gemeinsam mit Strasser den Fußballlehrer-Lehrgang in Köln absolvierte. "Grundsätzlich denke ich, dass wir als Bundesliga-Trainer gut versorgt sind, was die medizinische Ausstattung angeht. Aber das Beispiel Jeff zeigt, dass immer etwas vorkommen kann."

Der Bund Deutscher Fußball Lehrer (BDFL) mahnte die Vereine, nicht nur bei den Spielern auf die Gesundheit zu achten, sondern auch bei den Trainern, die unter großem öffentlichen Druck arbeiten. "Man müsste eigentlich jeden einzelnen Verein fragen, ob er die Untersuchungen, die bei Profis permanent durchgeführt werden, auch bei den Trainern macht", sagte BDFL-Präsident Lutz Hangartner der Deutschen Presse-Agentur.

Hangartner betonte, dass Gesundheit und Stress nicht erst seit dem Burnout von Ralf Rangnick zu dessen Zeit bei Schalke 04 diskutiert werden: "Das ist nicht nur ein medizinisches Thema, sondern auch ein psycholgisches." Er will die Thematik auch bei der Tagung der Bundesliga-Trainer am 18./19. März in Köln anbringen.

Unabhängig von den Ursachen für Strassers gesundheitliche Probleme sagte DFB-Chefausbilder Frank Wormuth: "In der Sportpsychologie steht das Thema Stress auf dem Lehrplan. Zum Beispiel die Indikatoren, der Umgang damit. Das geht auch in Richtung Burnout. Diese Themen werden angesprochen, nicht nur im Bezug auf Spieler, sondern auf die Trainer selbst."

Der Luxemburger Strasser hatte im September die Nachfolge von Chefcoach Norbert Meier angetreten und einen Vertrag bis zum 30. Juni 2019 unterschrieben. Kaiserslautern steckt in der größten Krise seiner Historie: Dem viermaligen deutschen Meister droht der Absturz in die 3. Liga. Mit nur zwei Siegen und zwölf Punkten stehen die Pfälzer am Tabellenende und traten in den 45 Minuten in Darmstadt sichtlich verunsichert auf.

Wer beim Heimspiel des FCK am Samstag (13.00 Uhr/Sky) gegen Fortuna Düsseldorf die Mannschaft betreuen werde, steht nach Angaben des Vereins noch nicht fest. Ex-Profi Bugera (39) hat keine Fußballlehrer-Lizenz und bräuchte von der Deutschen Fußball Liga (DFL) eine Ausnahmegenehmigung, um den Abstiegskandidaten zu coachen.

Wann das Spiel gegen Darmstadt wiederholt wird, will die DFL "in aller Ruhe" überlegen. Wahrscheinlich ist, dass nur die zweite Halbzeit gespielt wird. Der SV Darmstadt 98 bat Tageskarten-Besitzer, die Tickets der Begegnung aufzubewahren und kündigte zeitnahe Informationen an.

Der FCK bedankte sich unterdessen via Twitter bei den Fans "für Euer großes Verständnis, den großen Zuspruch und die sehr bewegenden Reaktionen heute im Stadion. Vielen Dank auch für die vielen Genesungswünsche, die uns über alle Kanäle erreichen". (APA; 25.1.2018)