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Beppe Grillos Metier: wutentbrannte, manchmal vulgäre, oft witzige Polemik gegen die "da oben"

Foto: REUTERS/Guglielmo Mangiapane

Er selbst spricht von "Befreiung", doch die Kritiker von Beppe Grillo sehen eher eine Art von Kindesweglegung – aus Angst, nach den italienischen Parlamentswahlen im März tatsächlich in die Regierungsverantwortung genommen zu werden. Doch eines ist sicher: Die Kluft zwischen dem Gründer und seiner Fünf-Sterne-Bewegung wird immer deutlicher.

Den Protest macht der 1948 geborene Genueser schon früh zum Beruf. Zunächst als Kabarettist bloß lokal bekannt, wird er Ende der 1970er-Jahre mit Gastauftritten in TV-Shows des Senders Rai zum Star. Plötzlich liegt ganz Italien dem personifizierten "politischen Erdbeben" zu Füßen.

Der Erfolg beflügelt den Sohn einer Pianistin und eines Fabrikbesitzers, doch immer öfter überspannt er – zumindest für die TV-Verantwortlichen – den Bogen. 1990 kommt es zum Eklat, als Showmaster Pippo Baudo einen wütenden Monolog Grillos kurzerhand abbricht – und so die TV-Karriere des Studienabbrechers in Wirtschafts wissenschaften vorerst beendet.

Zwar sieht man Grillo ab Mitte der 1990er-Jahre dann und wann wieder im Fernsehen, doch mittlerweile hat der heute in zweiter Ehe lebende Vater vierer Kinder die Bühne für sich entdeckt. Sein Konzept – wutentbrannte, manchmal vulgäre, oft witzige Polemik gegen die "da oben" – bleibt gleich, auch dann, als er selbst Politik macht mit seiner 2009 gegründeten Fünf-Sterne-Bewegung (M5S).

Ein Viertel aller Stimmen

Zunächst nicht weiter ernst genommen, überrascht der M5S bei den Parlamentswahlen 2013 mit einem Viertel aller Stimmen. Der Erfolg setzt sich kommunal fort – doch die basisdemokratischen Statuten sorgen für internen Streit. Und nur wenige Kandidaten verfügen über ausreichend politische Erfahrung.

Immer öfter muss Grillo in diesen Jahren vor Gericht – meist wegen Verleumdungsklagen seiner politischen Gegner. In den 1980er-Jahren hatte Grillo schon einmal für juristische Aufregung gesorgt: Der TV-Star wurde wegen eines selbstverschuldeten Autounfalls mit drei Todesopfern verurteilt – mit ein Grund, weshalb Grillo selbst nicht für politische Ämter kandidiert.

Nach 2013 wirkt Grillo zunehmend unzufrieden mit der Entwicklung seiner Bewegung, und als im Frühjahr 2016 auch noch sein enger Vertrauter Gian roberto Casaleggio stirbt – für viele der Mastermind des M5S –, scheint der Zenit überschritten. Oft reichlich irrational in der Begründung, zieht sich Grillo seitdem schrittweise immer weiter zurück. (Gianluca Wallisch, 25.1.2018)