Grafik: Regiodata

Mit Kaufkraft sind alle in einem Jahr für den privaten und nicht privaten Konsum zur Verfügung stehenden Geldmittel gemeint.

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Wien – Die durchschnittliche Kaufkraft in Europa ist 2017 gestiegen – und zwar deutlich stärker als in den Vorjahren. Zwischen den einzelnen Ländern bestehen allerdings gravierende Unterschiede: Die Differenz zwischen dem ärmsten und dem reichsten Land wird seit Jahren größer und beträgt bereits fast 40.000 Euro pro Einwohner und Jahr.

Mit einer Kaufkraft von 39.588 Euro pro Kopf ist die Schweiz weiterhin das reichste Land in Europa, während Moldau mit 1.256 Euro das Schlusslicht bildet. Österreich hat sich laut Regiodata Research nominell um drei Prozent auf 21.812 Euro gesteigert.

Der europäische Durchschnittswert der Kaufkraft ist 2017 demnach in Relation zu 2010 nominell um mehr als ein Viertel gestiegen. Selbst unter Abzug der jeweiligen Inflationsraten bleibe im Durchschnitt noch ein sattes Plus in der Geldbörse, schreibt Regiodata Research.

Statistischer Wert

Das mit der "Geldbörse" darf man allerdings nicht zu wörtlich nehmen – mit Kaufkraft sind in dem Zusammenhang nämlich alle in einem Jahr für den privaten und nichtprivaten Konsum zur Verfügung stehenden Geldmittel gemeint, sie ist also nur ein statistischer Wert und dient als Wohlstandsindikator für den Vergleich von Ländern oder Regionen, sagt aber nichts über die finanzielle Situation einzelner Personen oder die Verteilung des Wohlstands in der Gesellschaft aus. Zudem ist die nominelle Kaufkraft in dem Vergleich nicht inflationsbereinigt – so müsste man etwa für Österreich von den rund drei Prozent Kaufkraftzuwachs die Jahresinflation von 2,1 Prozent abziehen.

Größte Aufsteiger

Zu den größten Aufsteigern gehörten im vergangenen Jahr Island, Russland, Moldau, Tschechien und Weißrussland. Das liegt aber zumeist an der Wechselkursentwicklung der Landeswährungen. So hat Russland mit Ende 2017 eine nominelle Steigerung in Euro von fast 20 Prozent verzeichnet, und auch Weißrussland konnte einen Anstieg von etwa zehn Prozent verbuchen, ebenso eine Folge der Währungsschwankungen.

Real in Landeswährung betrug die Steigerung in Russland für 2017 nur etwa 2,3 Prozent. Die wirtschaftlichen Folgen der Ukraine-Krise scheinen sich damit wieder normalisiert zu haben und an das Vorkrisenniveau anzuknüpfen. Denn auch in der Ukraine, die ihren letzten Kaufkraft-Höhepunkt Ende 2013 erreicht hatte und sich dann bis 2016 im Abwärtstrend befand, ist die Kaufkraft bis Ende 2017, in Euro gemessen, um fast acht Prozent gestiegen. In Landeswährung erreichte die Ukraine sogar einen nominellen Anstieg von fast 15 Prozent und eine reale Steigerung von 1,5 Prozent. In absoluten Zahlen sind Island mit einer Steigerung von über 5.000 Euro und Norwegen mit einer Steigerung von über 1.000 die großen Durchstarter des Jahres 2017.

Während im Krisenjahr 2009 die Einwohner von mehr als 20 europäischen Ländern Kaufkraftverluste verzeichneten, sind es Ende 2017 nur mehr zwei Länder: Großbritannien und die Türkei. Großbritannien, das in absoluten Zahlen 2014 und 2015 zu den größten Aufsteigern zählte, verbuchte Ende 2016 aufgrund des Brexits den größten Rückgang von über 2.000 Euro – nominell. Um den Wechselkurs bereinigt haben jedoch beide Länder ein leichtes nominelles Plus erwirtschaftet. (APA, red, 25.1.2017)