Die Entertainerin Ellen DeGeneres feiert am 26. Jänner ihren 60. Geburtstag.

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Wien – Outings in Fernsehserien sehen heute anders aus. Ein Beispiel: Zwei ältere Damen sitzen in einem Restaurant und warten auf ihre Ehemänner. Die Ladys mögen einander nicht sonderlich, aber wie es so ist, beim Warten kommt man ins Reden, und die beiden rätseln, welchen Anlass der offizielle Termin haben könnte. "Bestimmt wollen sie uns sagen, dass sie sich zur Ruhe setzen", mutmaßt die eine, die andere nickt heftig. Es kommt, wie im Fernsehen so oft, anders. Nach dem Restaurantbesuch haben nämlich weder Grace noch Frankie Ehemänner, dafür haben die Männer einander. Nach zwanzig Jahren verschaffen sich Robert und Sol durch ihr Outing Erleichterung und damit den Zuschauern einen Knalleffekt am Beginn, der sich gewaschen hat.

Homos im Mainstream

Die Ausgangssituation der großartigen Comedyserie Grace and Frankie mit Jane Fonda, Lily Tomlin, Martin Sheen und Sam Waterston zeigt recht deutlich, wie sich die Möglichkeiten vervielfältigt haben, homosexuelle Lebenswelten im Mainstreamfernsehen im Jahr 2018 darzustellen.

Vor 21 Jahren lief das noch anders ab. "Ich habe so Angst, endlich Farbe zu bekennen", sprudelte es aus der Buchhändlerin Ellen Morgan, als sie endlich Farbe bekannte. Zwei Folgen der Sitcom Ellen brauchte es im April 1997, bis es endlich raus war: "Ich bin lesbisch", sagte Ellen Morgan / Ellen DeGeneres das erste Mal unabsichtlich ins Mikro der Abflughalle des Fluges 358 nach Pittsburgh, wahrscheinlich am Flughafen New York JFK. Und was heute niemanden, wirklich niemanden mehr wirklich kratzt, war damals der Anfang eines vorübergehenden Endes. Dass Ellen DeGeneres, die am Freitag ihren 60. Geburtstag feiert, heute zu den einflussreichsten Hollywoodgrößen zählt, war da nicht absehbar.

Tiefes Tal

Zunächst ging es durch ein tiefes Tal. 44 Millionen sahen das Outing, und dann war die Luft draußen: Die Serie verlor Schwung und Zuschauer. Mehr noch als das versetzte Homophobie in kapitalistischen Systemen der Serie den Todesstoß: Etliche Werbekunden kündigten ihre Verträge. Der Sender ABC beendete 1998 die Show.

Ellen DeGeneres war geknickt, gab aber nicht auf. Seit 2003 ist die in Louisiana geborene Tochter einer Sprachtherapeutin und eines Versicherungsagenten Gastgeberin des Nachmittagstalks Ellen – The Ellen DeGeneres Show. Die Frau mit den bestsitzenden Anzügen Hollywoods moderierte Emmy-, Grammy- und Oscar-Verleihung, ist Trägerin von Barack Obamas Freiheitsmedaille und nimmt selbst Donald Trump mit Humor. Etwa als sie zuletzt "Trump's best moments" aufzählte: der Präsident, wie er einem Elfjährigen mit den Worten "great job" fürs Rasenmähen im Weißen Haus dankt. Und aus.

Stimme für Fisch Dorie

Dazwischen schreibt sie Bücher, leiht Disneys Fisch Dorie ihre Stimme, betreibt eine eigene Produktionsfirma und verkauft Spielzeug für Haustiere. Ihr Vermögen wird auf 330 Millionen Dollar geschätzt. Seit neuestem moderiert DeGeneres die Spieleshow Ellen's Game of Games.

Im Mainstream-TV sind schwule und lesbische Darsteller ebenso angekommen. DeGeneres war Vorreiterin, bis dahin spielten Homosexuelle entweder Deppen oder Trantüten. Nicht zuletzt das epische Serienfernsehen sorgte für maßgebliche Weiterentwicklung, angefangen von Buffy, The Vampire Slayer, Six Feet Under, The Wire, forciert von The L-Word und Queer As Folks und ungeniert in die Jetztzeit gebracht etwa mit Orange Is The New Black oder zuletzt gar als Western in Godless.

Eheprobleme, angekommen

Nach DeGeneres' sexueller Orientierung fragt heute niemand, und wenn man Gerüchte über Eheprobleme mit Gattin Portia de Rossi als Teil der Klatschpressenormalität anerkennt, dann ist tatsächlich kein Unterschied mehr in der Wahrnehmung von hetero und homo im Showbusiness auszumachen. Ein Outing in Serie kratzt die Öffentlichkeit heute jedenfalls kaum. Congrats! (Doris Priesching, 25.1.2018)