Was in der Nacht auf Dienstag den Ausschlag dafür gegeben hat, dass Niki Lauda und nicht der Flugriese IAG den Zuschlag für Niki erhalten hat, ist nicht ganz klar. Aber dass dies das Wunschergebnis der Bundesregierung war, hat Lauda sicherlich nicht geschadet. Zahlreiche Wortmeldungen deuten darauf hin, dass für den Wahlhelfer von Sebastian Kurz eifrig Stimmung gemacht wurde. Eine "österreichische Lösung" sei doch viel besser als eine ausländische, betonten Finanzminister Hartwig Löger (ÖVP) und Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) sogleich.

Aber warum eigentlich? Führt die Tatsache, dass eine Airline einem Österreicher gehört, zu einem attraktiveren Angebot für Kunden oder zu sichereren Arbeitsplätzen? Nützt der rot-weiß-rote Stempel im Firmenbuch dem Flughafen Wien oder dem Wirtschaftsstandort? Und ist die Lehre aus der Niki-Pleite tatsächlich, wie Hofer sagt, dass Firmen in Zukunft in heimischer Hand bleiben müssen?

Vielleicht hat ja Lauda die besseren Konzepte vorgelegt. Aber dass eine angeblich proeuropäische und wirtschaftsliberale Regierung darüber jubelt, dass ein hiesiger Unternehmer zum Zug gekommen ist und nicht eine starke spanische Fluglinie, wirkt doch etwas befremdlich.

Gerade Österreich hat mit Heckflossennationalismus schlechte Erfahrungen gemacht. Der Niedergang der AUA nach 2001 war eng mit dem Bestreben von SPÖ und ÖVP verbunden, einen Verkauf ans Ausland zu verhindern. Ende 2008 war die AUA am Ende und wurde mit 500 Millionen Mitgift der Lufthansa übergeben. Auch diese Übernahme hat weder der patriotischen Stimmung an Bord noch dem Standort Österreich geschadet. In der europäischen Luftfahrt hängt Erfolg von Finanzkraft und Geschäftsmodellen ab, nicht von der Nationalität der Eigentümer. Und Lauda selbst hat immer wieder ausländische Partner benötigt, um über die Runden zu kommen – so etwa Air Berlin. Auch diesmal wird es nicht anders sein.

Der Wirtschaftspatriotismus der Regierung Kurz passt allerdings gut in den Zeitgeist, der nicht nur von Donald Trumps "America first"-Geschrei ausgeht. So hat Frankreichs sonst so liberaler Staatschef Emmanuel Macron die größte Werft des Landes verstaatlicht, um einen italienischen Käufer zu verhindern. Und von Brüssel über Berlin bis nach Wien werden Gesetze verabschiedet, die chinesische Übernahmen stoppen sollen. Welchen konkreten Schaden ein Eigentümer aus Schanghai oder Hongkong verursacht, kann niemand sagen. Als Begründung werden meist diffuse Ängste genannt oder der Hinweis, dass auch Chinas Markt nicht offen ist. Wie du mir, so ich dir!

Dann aber sollten sich österreichische Unternehmen nicht wundern, wenn sie etwa in Ungarn angefeindet oder ausgebremst werden. Protektionismus ist ansteckend. Aber gerade kleinere Länder schaden sich in erster Linie selbst, wenn sie auf Nationalismus setzen statt auf wirtschaftliche Vernunft. Es ist schlimm genug, dass der US-Präsident Handel und Investitionen mit einem Ländermatch verwechselt. (Eric Frey, 24.1.2018)