Phil Neville steht erst seit kurzem als neuer Teammanager der englischen Frauenfußball-Nationalmannschaft fest.

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Phil Neville, dem neuen Teamchef der englischen Frauenfußball-Nationalmannschaft, droht kurz nach seiner Ernennung eine Sexismusdebatte. Kurz nachdem die FA am Dienstag Nevilles Engagement bekanntgegeben hatte, tauchten fragwürdige Social-Media-Posts auf, die vom Twitter-Account des 41-Jährigen gesendet worden waren. In einem Beitrag vom 3. Juli 2012 hieß es beispielsweise: "Ihr Frauen wolltet immer Gleichberechtigung, bis es darum geht, Rechnungen zu begleichen #Heuchler."

In einem weiteren Post hatte Neville geschrieben: "Guten Morgen, Männer. Ein paar Stunden Cricket vor der Arbeit rüsten mich gut für den Tag." Auf die Frage, warum er sich ausschließlich an Männer gewandt hatte, entgegnete der frühere Spitzenverteidiger: "Als ich sagte 'Guten Morgen, Männer', dachte ich, dass die Frauen damit beschäftigt wären, Frühstück zu machen, sich um die Kinder zu kümmern oder die Betten zu machen – sorry: Guten Morgen, Frauen." Mittlerweile existiert der Account nicht mehr.

Entschuldigung nach Shitstorm

Neville hat sich nach einem Shitstorm im Internet für frauenfeindliche und sexistische Kommentare entschuldigt. Die Kommentare "gaben und geben kein wahres und echtes Bild weder meines Charakters noch meiner Einstellungen ab", erklärte er am Mittwoch. Den Account hatte Neville noch am Dienstag gelöscht. Nun sagte, er sei sich "seiner Verantwortung voll und ganz bewusst".

Seine Verpflichtung durch den englischen Fußballverband FA kam am Dienstag für viele überraschend. Der englische Ex-Nationalspieler und frühere Profi von Manchester United und Everton, der einen Vertrag bis zum Ende der Frauen-EM 2021 unterschrieb, hatte zuvor keine Erfahrungen als Cheftrainer gemacht. Die FA bezeichnete ihn jedoch als "beste Person", um die "Lionesses" im kommenden Jahr bei der WM in Frankreich zum Titel zu führen.

Vorgänger nach Rassismusskandal entlassen

Nach seiner Ernennung am Dienstag hatte sich Neville geehrt gezeigt. "Es gibt keine größere Ehre, als sein Land zu repräsentieren, und es ist ein Privileg, es wieder zu tun", sagte der 59-malige Nationalspieler. Neville, der seine aktive Karriere 2013 beim FC Everton beendet hatte, feierte während seiner elf Jahre als ManUnited-Profi unter anderem den Triumph in der Champions League im Jahr 1999 im Endspiel gegen Bayern München sowie sechs Meistertitel in der Premier League.

Im vergangenen September war der Waliser Mark Sampson nach einem Rassismusskandal als englischer Frauennationalcoach entlassen worden. In der Zwischenzeit hatte Mo Marley den Weltranglistendritten als Interimstrainerin betreut. Neville war dem Vernehmen nach nicht die erste Wahl: Zu den Topkandidaten der FA gehörte unter anderem der Engländer John Herdman – doch der 42-Jährige wechselte stattdessen innerhalb des kanadischen Fußballverbandes von der Trainerbank der Frauenauswahl auf den Posten des Männernationalcoaches. (sid, 24.1.2018)