Thomas Cook könnte einige nützliche Aufgaben übernehmen.

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Nun ist es also wider Erwarten eine Austro-Lösung geworden. Niki Lauda bekommt die von ihm gegründete Airline nach einigen Anläufen doch. Dabei hatte bis zuletzt vieles darauf hingedeutet, dass die IAG-Holding mit dem spanischen Billigflieger Vueling das Rennen macht. IAG mit gut 100 Millionen Passagieren, 270 Zielen weltweit und 2,5 Milliarden Euro Gewinn wäre jedenfalls ein zuverlässiger und potenter Investor gewesen – ein ehemaliger Sanierungsfall, der mittlerweile als drittgrößter Player in Europa der Lufthansa ebenbürtig ist. Der britisch-spanische Konzern bedauert, nicht den Zuschlag bekommen zu haben.

Niki Lauda jedenfalls hat sein Angebot aufgebessert. Nach dem ersten erfolglosen Versuch hat der Airline-Gründer erklärt, nun allen rund 1000 Niki-Mitarbeitern ein Jobangebot machen zu wollen. Ob diese auch einen Kollektivvertrag bekommen, wie sie dies fordern, sagt Lauda nicht. Er habe aber Gesprächsbereitschaft signalisiert, hofft man beim Betriebsrat. Wie hoch der Kaufpreis insgesamt ist, auch darüber schweigt Lauda sich aus. Stillschweigen wurde vereinbart. Der Gläubigerausschuss hat sich einstimmig für das Angebot Laudas ausgesprochen.

Breite Unterstützung der Politik

Lauda durfte jedenfalls auf breite Unterstützung der heimischen Politik bauen. Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ), dereinst selbst Flugzeugtechniker bei Lauda Air, freut sich über den Zuschlag an den Airline-Gründer enorm, wie er im ORF-Radio erklärt. Sein Ministerium habe sichergestellt, dass Nikis Luftverkehrsbetreiberzeugnis (AOC) trotz Insolvenz aufrechtbleibt. In der nämlichen Sache hatte sich allerdings schon sein SPÖ-Vorgänger, Jörg Leichtfried, mit gleicher Verve ins Zeug gelegt. Auch Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP), Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) und Finanzminister Hartwig Löger sind mit der österreichischen Lösung zufrieden, wie sie allesamt erklären.

Jetzt soll alles sehr rasch gehen. Lauda will bereits im März wieder starten und rasch mit dem deutsch-britischen Reisekonzern Thomas Cook in Gespräche eintreten. Mit sieben Millionen Kunden und 80 Zielen wäre dies ein um einiges kleinerer Partner als IAG. Interesse, mit Lauda ins Geschäft zu kommen, hat man dort grundsätzlich schon, heißt es beim zum Reisekonzern gehörigen Ferienflieger Condor auf Anfrage. Allerdings müsse man sich jetzt einmal einen Überblick darüber verschaffen, in welcher Form dies überhaupt möglich wäre.

Partner für komplexe Themen

Dass Niki Lauda einen Partner braucht, hält der deutsche Luftfahrtexperte Cord Schellenberg für ausgemacht. Thomas Cook mit Condor wäre keine so schlechte Wahl, sagt er im Gespräch mit dem STANDARD. Bislang ist Niki ja quasi von der pleitegegangenen Mutter Air Berlin mit Passagieren versorgt worden und an dessen Buchungssystem gehangen. In einer neuen Partnerschaft könnte Condor also etwa über seine Website Tickets verkaufen. Auch das komplexe Thema Bereitstellung von Technikern und Wartungspersonal an verschiedenen Flughäfen könnte Condor übernehmen – und im Endeffekt die Niki-Slots für die eigenen Flugzeuge nützen. Welches Interesse Thomas Cook an Ex-Niki insgesamt haben könnte, formuliert Schellenberg so: "IAG bekommt Niki nicht." Den Konkurrenten hat man damit in seinen Wachstumsambitionen etwas gebremst.

Langfristig, so Schellenberg, könnt Niki verstärkt in Condor integriert werden, wie in der Vergangenheit schon bei Air Berlin. Für die Kunden hätte die Lösung Charme. "Condor ist in Deutschland und Österreich aktiv." Den Kunden müsse man nicht viel erklären: "Sie steigen so oder so in eine deutschsprachige Airline." Mit Gründer Niki Lauda als Galionsfigur bleibt auch ein Austro-Anstrich. (rebu, 23.1.2018)