Niki Lauda kann rennfahren, er kann Flugzeuge steuern, aber vor allem beherrscht er die Fähigkeit, sich und seine Unternehmen gut zu verkaufen.

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Egal ob Kino, Sportberichterstattung oder TV-Werbung: Niki Lauda ist überall. Der ehemalige Formel-1-Champion, Gründer diverser Airlines, wird im Kinofilm Rush porträtiert, für eine deutsche Direktbank machte er mit seinem Geiz TV-Werbung, und nebenbei ist er noch Aufsichtsratsvorsitzender des Formel-1-Teams von Mercedes. Das reicht an sich für ein Leben. Aber nicht für Niki Lauda und seine Liebe für das Airline-Geschäft.

Die Airline-Karriere von Niki Lauda ist eng verbunden mit jener von Do-&-Co-Eigentümer Attila Dogudan: 1987, sieben Jahre nach der Gründung von Lauda Air, stellt Johannes Nostitz, ein vermögender Kärntner, nachts um halb zwei in der Wiener Disco Take Five Lauda und Dogudan einander vor – der Beginn einer einzigartigen geschäftlichen Symbiose.

Lauda besitzt zu der Zeit zwei Flugzeuge und ärgert sich über seinen Caterer, die Benzinfirma Avanti. Dogudan ist der Sohn eines Wiener Fischrestaurantbetreibers. Bei Discolärm kommen die zwei ins Geschäft. Dogudan solle in zwei Wochen die Lauda Air beliefern. "Vier", fordert der Junggastronom. Man einigt sich auf drei.

Zur Einführung fliegt Dogudan, der nichts von Airline-Catering versteht, tagelang mit dem Lauda-Charter nach Griechenland mit und lernt eine kulinarische Wüste kennen: warme Getränke, altes Brot, öde Wurstblattln.

In seinem kleinen Restaurant in Wien übt Dogudan nachts mit seinen Leuten das Kochen von Flugzeugmenüs. Nicht nur das bringt ihn ins Schwitzen: Er hat zwar Lauda fix zugesagt, es fehlt ihm aber eine Million Schilling für eine Mindestausrüstung. Vater Ibrahim weigert sich, das neue Luftgeschäft des Sohnes zu finanzieren.

Smutje, der Bordkoch

Auch rechtlich ist das Unterfangen eigentlich unmöglich, denn die AUA-Tochter Airest hat am Flughafen ein Catering-Monopol. Doch Lauda und Dogudan umgehen diese Hürde: Nirgends steht, dass sich Fluglinien nicht selbst bekochen dürfen. Also wird Dogudan Mitarbeiter der Lauda Air: Smutje, der Bordkoch des Captain. Der Rest ist Geschichte.

Aber so ganz ohne Sentimentalitäten geht es bei Lauda nicht: Der Mann hat, nicht nur nach seinem Unfall am Nürburgring 1976, unglaubliche Härte bewiesen. Der schwärzeste Tag seines Lebens war wohl der 26. Mai 1991. An diesem Tag stürzte eine Boeing 767-300ER auf dem Flug von Bangkok nach Wien kurz nach dem Start ab. Alle 213 Passagiere und zehn Crewmitglieder kamen ums Leben. Der Grund für den Absturz war ein Konstruktionsfehler, der dazu führte, dass sich im Steigflug die Schubumkehr des linken Triebwerks auslöste.

Doch die Lauda Air flog weiter, die Krisenkommunikation von Lauda war perfekt. Denn PR und Marketing hatte Lauda immer schon beherrscht, auch als Rennfahrer, und er fand stets die richtigen Leute. Hannes Rausch, Designer, der auch die Niki-Uniformen mit Jeans von C&A kreierte, organisierte zu Lauda-Air-Zeiten auf einem mit Journalisten und Managern gefüllten Flug nach Seattle eine Modeschau an Bord. Und er entwarf die Ameise, die am Cockpit so mancher Niki-Flieger prangte.

Untrennbar mit Lauda verbunden ist sein rotes Kapperl. "Das war lebensnotwendig. Meine versengte Glatze und das fehlende Ohr waren keinem Menschen zuzumuten, und die Kappe schützte mich ein bissl vor den Menschen und vor mir selber, wenn ich mich in den Spiegel schaute. Zwar hab ich an den Blicken der Leute gemerkt, dass jeder eigentlich unters Kappl schauen wollte, aber die Neugier war immer noch besser als der nackte Schrecken", zitierte sein Biograf Herbert Völker Lauda im STANDARD-Interview.

Mit dem Glücksspielkonzern Novomatic setzt aktuell wieder einmal ein Konzern auf die Marke Lauda, dessen Haupt und Kapperl. Die Erfahrungen der Sponsoren des Exrennfahrers sind allerdings gemischt. Parmalat und Money Service Group (MSG) gingen ein, die Schweizer Industriegruppe Oerlikon schrammte haarscharf am Konkurs vorbei, als Lauda den Hut nahm. Die deutsche Heiztechnik-Gruppe Viessmann und Aabar, das Investmentvehikel von Abu Dhabi, trennten sich dagegen unbeschadet vom Testimonial.

Um Erspartes geprellt

Lauda hatte auch nicht immer Glück mit seinen Financiers. Mit dem Schneeballsystem MSG vereinbarte Lauda ein Entgelt von 1,2 Millionen Euro jährlich, gesehen hat er davon "nur" ein Drittel. Zudem wurde der Markenbotschafter selbst um 500.000 Euro Erspartes geprellt.

Und Lauda kam nach jedem Rückschlag wieder. So stieg er schon Wochen nach dem Nürburgring-Unfall wieder in seinen Ferrari und hätte beinahe den zweiten WM-Titel verteidigt. 1979 hörte er auf, weil er des Kreisfahrens überdrüssig war, kam aber zurück, um Geld für seine Fluglinie zu verdienen, und wurde erneut Weltmeister. Und jüngst sorgte er für eine Überraschung, als er nach 21 Jahren seinen Ausstieg als RTL-Kommentator der Formel-1 bekanntgab. Begründung: "Ich sehe mich schon lange als Wiederholungstäter."

Auch bei RTL wusste man vorher nichts, als Lauda vor laufender Kamera nach dem Rennen in Abu Dhabi im Gespräch mit Moderator Florian König seinen Abschied ankündigte. "Er hat es nicht gewusst, ich bin ihm ins Wort gefallen. Davor habe ich nur gefragt, wann der Werbeblock kommt, damit ich nicht von der Werbung weggeschaltet werde."

Als Luftfahrtunternehmer verkaufte Lauda zunächst die Lauda Air an die AUA, gründete später, als er aus dem Unternehmen herausgedrängt wurde, Fly Niki, brachte diese unter das Dach der Air Berlin und stieg auch dort wieder aus. Die kleine Bedarfsfluglinie Laudamotion schien zuletzt sein letztes unternehmerisches Refugium. Sein Angebot für seine alte Fluglinie Niki scheiterte zunächst. Erst in der Nacht auf Dienstag hat seine wundersame Karriere nun eine neuerliche Wende genommen – wahrscheinlich nicht die letzte. (Claudia Ruff, 23.1.2018)