Intel hat weiter Probleme die grundlegenden Fehler in seinen Prozessoren in den Griff zu bekommen.

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Rund drei Wochen nachdem die ersten Berichte zu kritischen Lücken in praktisch allen aktuellen Prozessoren öffentlich wurden, ist von einer Beruhigung der Lage weiterhin keine Spur. Nun verblüfft Chiphersteller Intel mit einer Warnung vor sich selbst.

Warnung

In einer öffentlichen Nachricht warnt Intel vor der Installation seiner eigenen Sicherheits-Updates. Die Anfang Jänner veröffentlichte Aktualisierung der Prozessor-Firmware (Microcode) führe zum Teil zu einer Beeinträchtigung der Systemstabilität. In Folge kann es unter anderem zu einer gehäuften Anzahl von spontanen Neustarts kommen.

Gleichzeitig versichert Intel, dass man derzeit an einer Problembehebung arbeitet. Ein neues Update befinde sich bereits in der Testphase, und könnte insofern schon bald veröffentlicht werden. Dieses ist allerdings nur für Prozessoren der Haswell und Broadwell-Generationen gedacht, für andere Prozessorgenerationen soll eine entsprechende Fehlerbereinigungen später folgen. Konkrete Termine nennt Intel nicht.

Hintergrund

Das entsprechende Microcode-Update ist für die Bereinigung einer der beiden unter dem Codenamen "Spectre" zusammengefassten Lücken gedacht. Im Gegensatz zu "Meltdown" sind diese zwar nicht so leicht auszunutzen, gleichzeitig aber auch erheblich schwerer zuverlässig zu bereinigen. Trotzdem verblüffen die aktuellen Probleme von Intel. Immerhin hatte der weltgrößte Chiphersteller mittlerweile mehr als ein halbes Jahr Zeit eine stabile Lösung zu finden, das Unternehmen wurde von Googles Project Zero bereits im Juni 2017 über die Lücken informiert.

Erste Berichte über Probleme mit dem betreffenden Update waren schon knapp nach dessen Veröffentlichung aufgekommen. Dass man sich nun nach einer wochenlangen Nachdenkphase doch noch zum Griff zur Notbremse entschieden hat, dürfte wohl nicht zuletzt daran liegen, dass hier der Ruf bei Firmenkunden auf dem Spiel steht. Gerade in Rechenzentren und im Cloud-Einsatz ist Stabilität extrem wichtig, spontane Neustarts sind insofern ein gehöriges Ärgernis.

Unterschiedliche Wege

Was die aktuelle Situation besonders kompliziert macht, ist, dass die Intel-Updates über verschiedenste Kanäle ausgeliefert werden. So ein Microcode-Update kann entweder über eine BIOS-Aktualisierung oder auch ein Betriebssystem-Update kommen. Entsprechend hat etwa Linux-Hersteller Red Hat bereits vor wenigen Tagen von sich aus den ungewöhnlichen Schritt vorgenommen, mit einem Update die Intel-Patches wieder zu deaktivieren – und ist dem Prozessorhersteller somit zuvor gekommen. (Andreas Proschofsky, 23.1.2018)