Bild nicht mehr verfügbar.

Dass wegen des Insolvenzgerichts-Kompetenzwirrwarrs der ganze Bieterprozess wiederholt werden musste, hat vor allem in der Niki-Belegschaft Frust und Unsicherheit verlängert.

Foto: REUTERS/Fabrizio Bensch/File Photo

Wien – Am Montagnachmittag tagte in Wien die Gläubigerversammlung der insolventen Luftfahrtgesellschaft. Im Rennen um die Airline waren zu diesem Zeitpunkt drei Bieter: die British-Airways-Mutter IAG, zu der auch die spanische Vueling gehört, Laudamotion und der irische Billigflieger Ryanair.

Der deutsche Insolvenzverwalter hatte Niki zuletzt an die IAG-Billigsparte Vueling vergeben. Davor hatte die EU-Kommission den Verkauf von Niki an die Lufthansa wegen kartellrechtlicher Probleme verboten. Vueling mit Sitz in Barcelona hat ein dichtes Streckennetz in Spanien, Italien, Frankreich und Großbritannien aufgezogen. Der Erwerb von Niki böte die Gelegenheit, das Streckennetz auf Österreich und Deutschland zu erweitern. Der neue Eigentümer soll maximal 15 Airbus-A320-Maschinen sowie Landerechte an mehreren Flughäfen – darunter Wien, Düsseldorf, München, Palma de Mallorca oder Zürich bekommen. IAG wollte rund 740 Niki-Mitarbeiter einstellen. "Niki war der wirtschaftlichste Teil von Air Berlin, und die Ausrichtung auf den Freizeitbereich passt perfekt zur Strategie von Vueling", sagte IAG-Chef Willie Walsh.

Easyjet attackiert Lufthansa

Vueling ist damit nach Easyjet die zweite große Billigairline, die nach der Air-Berlin-Pleite massiv in den deutschsprachigen Markt einsteigt. Easyjet hat seit 5. Jänner innerdeutsche Flüge in Konkurrenz zu Lufthansa aufgenommen und will bis Ende 2018 rund 25 Maschinen alleine vom Flughafen Berlin-Tegel aus einsetzen.

Airline-Gründer Niki Lauda bietet zusammen mit dem Reiseveranstalter Thomas Cook und dessen Flugtochter Condor.

Dass wegen des Insolvenzgerichts-Kompetenzwirrwarrs der ganze Bieterprozess wiederholt werden musste – wenn auch im Eilverfahren –, hat vor allem in der Niki-Belegschaft Frust und Unsicherheit verlängert. Wäre alles nach Plan von IAG/Vueling gegangen, heißt es, hätte die Gruppe – vorbehaltlich der kartellrechtlichen Genehmigungen – schon ab Anfang Jänner den laufenden Betrieb bezahlt, auch die Gehälter. Von einem zugesagten Massedarlehen von IAG an Niki wurden in den ersten Tagen nach Abschluss des Kaufvertrags vom 29. Dezember bereits drei Millionen Euro verbraucht.

Nun wird die Auszahlung der Jänner-Gehälter der österreichischen Niki-Belegschaft zweigeteilt: Infolge der Konkurseröffnung in Österreich bestreitet der österreichische Insolvenzentgeltfonds für die Zeit vom 1. Jänner bis zur Verfahrenseröffnung am 12. Jänner 2018 die Löhne und Gehälter. Seit dem 13. Jänner bis zur endgültigen Verkaufsentscheidung ist dafür Geld von der deutschen Insolvenzmasse reserviert. Der Insolvenzfonds zahlt dem Vernehmen nach auch noch offene Bezüge, etwa Zulagen, aus dem Dezember nach. Diese Nachzahlungen kommen freilich nicht sehr teuer, weil die Niki-Flugzeuge seit 14. Dezember am Boden geblieben sind.

Flughafen-Wien-Vorstand Julian Jäger kritisierte in der Vorwoche die wechselnden Gerichtsbeschlüsse (Berlin versus Korneuburg) rund um Niki als "zermürbend". Das führe auch für den Flughafen Wien zu großer Unsicherheit, sagte Jäger. Inzwischen sei "jede Lösung besser als keine Lösung". (cr, 22.1.2018)