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Die Beschuldigungen haben Dieter Wedel nach eigenen Aussagen "erschüttert".

Foto: Fredrik von Erichsen/dpa

Bad Hersfeld – Nach tagelangen Berichten über Vorwürfe sexueller Belästigung gegen den Regisseur Dieter Wedel hat die Münchner Staatsanwaltschaft Ermittlungen aufgenommen. Die Behörde bestätigte am Montagabend Berichte der "Bild"-Zeitung, wonach es um den Anfangsverdacht einer nicht verjährten Sexualstraftat geht. Laut "Bild" soll sich Wedel derzeit wegen Herzproblemen im Krankenhaus befinden.

Wedel hatte erst Stunden zuvor einen "medialen Pranger" beklagt, an den er gestellt worden sei. Er hat sich als Intendant der Bad Hersfelder Festspiele zurückgezogen. "Seit mehr als zwei Wochen sehe ich mich einer nicht enden wollenden Flut schwerster, öffentlich in den Medien erhobener Anschuldigen und Vorwürfe ausgesetzt", sagte Wedel am Montag.

Der Regisseur weist die Vorwürfe vehement zurück. In einer auf der Website der Bad Hersfelder Festspiele veröffentlichten Stellungnahme erklärte Wedel zu seinem Rückzug, er wolle die Veranstaltung aus "der diffamierenden Diskussion um meine Person heraushalten". Bürgermeister Thomas Fehling bezeichnete das als "schmerzlichen Schritt für die Festspiele und die Stadt". Beide verdankten Wedel "sehr viel".

"Zutiefst verstört"

Der Umfang und die Art der Beschuldigungen hätten ihn "zutiefst verstört und erschüttert", erklärte Wedel. Die Anfeindungen hätten für seine Gesundheit und für seine Familie ein "erträgliches Maß weit überschritten".

"In diesem Klima der Vorverurteilung, der sogenannten Verdachtsberichterstattung, die auf keine erwiesenen Fakten gestützt sein muss, kann ich den Kampf um meine Reputation nicht gewinnen – weder mit juristischen Mitteln noch mit medialen Stellungnahmen", erklärte der Regisseur. Bei ihm und seinem Anwalt hätten sich Menschen gemeldet, "die dafür einstehen wollen, um dem Gemisch aus Gerüchten, Unterstellungen, Vermutungen und Anschuldigungen Substanzielles entgegenzusetzen".

Teils schwere Vorwürfe

Er stelle sich jedoch die Frage, was das am Ende bringe – "außer vielleicht der Erkenntnis, dass inzwischen auch nach Eintritt der Verjährung allein schon der Verdacht genügt, um jedermann zu jedem beliebigen Zeitpunkt an den medialen Pranger zu stellen".

Anfang Jänner hatten im Magazin der Wochenzeitung "Zeit" die ehemaligen Schauspielerinnen Jany Tempel und Patricia Thielemann sowie eine weitere Frau, die anonym blieb, zum Teil schwere Vorwürfe wegen sexueller Übergriffe gegen den 75-Jährigen erhoben.

Sein Anwalt verwies danach auf eine eidesstattliche Erklärung Wedels, wonach die Vorwürfe "unzutreffend und nicht gerechtfertigt" seien. Er habe zu keinem Zeitpunkt diesen oder anderen Frauen in irgendeiner Form Gewalt angetan. In seiner persönlichen Stellungnahme erklärte Wedel nun: "Ich verabscheue jede Form von Gewalt, gegen Frauen ebenso wie gegen Männer." Er kündigte zudem an, sich öffentlich nicht mehr zu äußern. (APA, 22.1.2017)