Der umstrittene Artikel bei "Boing Boing".

Grafik: Boing Boing

Die Frage, wie es mit der Durchsetzbarkeit des Copyrights im Internet steht – und vor allem, wie weit diese gehen darf –, ist ebenso alt wie das World Wide Web selbst. Nun versuchen die Herausgeber des "Playboy"-Magazins eine ziemlich weitreichende Interpretation ihrer Rechtsansprüche durchzusetzen und rufen damit prompt Kritiker auf den Plan.

Umstrittener Link

"Playboy" hat die Betreiber von "Boing Boing" geklagt. Der Grund dafür: Das US-amerikanische Blog hatte in einem Beitrag auf ein Archiv sämtlicher Playmate-Centerfolds der letzten Jahre verlinkt. Darin sehen die Magazinbetreiber bereits einen Verstoß gegen ihr Copyright.

Reaktion

Bei "Boing Boing" reagiert man auf diese Klage mit merklicher Verärgerung: Der Vorwurf sei nicht nur haltlos sondern geradezu bizarr. Medienbetreiber für die Inhalte von von ihnen verlinkten Webseiten haftbar zu machen, würde eine ernsthafte Bedrohung für jeden darstellen, der im Internet veröffentlicht – von Einzelpersonen bis zu großen Konzernen. Insofern fordert man das Gericht auf, die Klage abzuweisen.

Ähnlich sieht man es bei der Bürgerrechtsorganisation Electronic Frontier Foundation (EFF): Die Verlinkung durch "Boing Boing" sowie die Kommentierung sei von den "Fair Use"-Regeln im US-Recht gedeckt. Zudem gehöre das Verlinken von Webseiten, ohne für den Inhalt des Ziels verantwortlich zu sein, zu den zentralen Funktionen des Webs.

Löschung

Was die Klage besonders interessant macht: Die ursprünglich auf Imgur gehostete Bildersammlung wurde mittlerweile entfernt, "Playboy" scheint es also ohnehin auf direktem Weg geschafft zu haben, die Inhalte entfernen zu lassen. Auch ein bei Youtube anhand dieses Materials erstelltes Video wurde mittlerweile entfernt, die Links in dem umstrittenen "Boing Boing"-Beitrag gehen also bereits ins Leere. Es geht also offenbar darum, hier gezielt ein Zeichen zu setzen.

Hintergrund

"Boing Boing" ist einer der ältesten noch bestehenden Blogs: Seit dem Jahr 1988 wird dort unter anderem über Technologie, Science-Fiction und Netzpolitik berichtet. (red, 22.1.2018)