Aus gewöhnlichen Spermien entwickelten Forscher "Roboter-Spermien", die gezielt zu Krebszellen gesteuert werden können. Dort werden dann die Wirkstoffe freigesetzt.

Foto: getty images/istockphoto.com

Chemnitz/Dresden – Von bösartigen Neuerkrankungen des Gebärmutterhalses, dem sogenannten Zervixkarzinom, waren in Österreich im Jahr 2015 insgesamt 395 Frauen betroffen. Der Statistik Austria zufolge sind das zwei Prozent aller weiblichen Krebsneuerkrankungen.

Forscher der Technischen Universität Chemnitz und des Leibniz-Instituts für Festkörper- und Werkstoffforschung in Dresden haben nun eine neue Methode zur Behandlung der Erkrankung entwickelt. Konkret ist es im Laborversuch in der Petrischale gelungen, Rinder-Spermien als Träger für Wirkstoffe gegen Krebs gezielt einzusetzen. Bislang handelt es sich zwar noch um Grundlagenforschung, dennoch sind die Wissenschafter überzeugt, dass sich daraus ein vielversprechender Ansatz zur Bekämpfung von Krebszellen in der Gebärmutter beziehungsweise im Gebärmutterhals entwickeln lässt.

Was Spermien können

Konkret entwickelten Oliver Schmidt von der Technischen Universität Chemnitz und sein Team einen "Tetrapod". Er ist nicht größer als ein Zehntel eines menschlichen Haares. Den Tetrapod legten die Forscher einem einzelnen Spermium um und beschichteten ihn mit Eisen. Mittels eines Magnetfeldes waren die Wissenschaftler in der Lage, den Tetrapod und damit das Spermium zu steuern.

Das Spermium selbst wurde mit "Doxorubicin", einem zur Behandlung von Unterleibstumoren zugelassenen Wirkstoff, beladen und anschließend gezielt in die Krebszelle gelenkt. Damit konnte das Antikrebsmedikament direkt dort freigesetzt werden, wo es benötigt wurde. Ein Teil der Krebszellen, die mit "Doxorubicin" beladenen Spermien behandelt wurden, starben nach kurzer Zeit ab, berichten die Forscher.

"Spermien haben als Wirkstoffträger den großen Vorteil, dass sie aufgrund ihrer natürlichen Beschaffenheit lange in der Gebärmutter verweilen können", erklärt Oliver Schmidt den zugrunde liegenden Ansatz. Außerdem seien Spermien in der Lage, große Wirkstoffmengen zu transportieren. "Ihr effizienter und leistungsfähiger Selbstantrieb sowie ihre Fähigkeit zur Durchdringung von Zellwänden ermögliche ihren Einsatz in idealer Weise für die direkte Wirkstoffinjektion in die Krebszelle", so der Forscher. (red, 22.1.2018)